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Gefühlschaos Beziehung am Bröckeln: was kann ich anders machen?

B
Benutzer175696  (24) Sorgt für Gesprächsstoff
  • #1
Hallo ihr Lieben,

Mittlerweile bin ich fast 1,5 Jahre mit meinem Freund zusammen - seit einigen Wochen fühle ich mich jedoch nur noch wenig zu ihm hingezogen. Vermutlich liegt es an vielen kleineren Aspekten, die ich aber nicht richtig zusammenzufassen weiß; ich zähle mal auf.

Aber erstmal kurz zu uns: wir sind beide 18, wohnen Zuhause. Ich bin fast nur mit männlichen Personen aufgewachsen, bei ihm andersherum, das zeigt sich in unserer Art. Er ist sehr empathisch, sensibel, achtet sehr darauf, anderen zu gefallen. Sein Selbstwertgefühl war noch nie besonders hoch, teils auch an solchen Grenzen, dass ich die Beziehung als ziemlich anstrengend empfunden habe und ich eher dazu da war, dass er eine Konstante von Akzeptanz und Vertrauen erfahren hat. Mittlerweile ist es aber um einiges besser geworden, wir hatten viele schöne Zeiten, die sich über einige Wochen erstreckten.

So, erster größerer Punkt: Ich fühle mich nicht begehrt. Schon bevor wir zusammenkamen, kamen alle Schritte Richtung Beziehung von mir aus. Er ist ein sehr zurückhaltender, diskreter Mensch und hat einfach große Angst, verletzt zu werden. Deshalb hielt er sich zurück, nach dem Motto "bevor ich verletzt werde, lass ich es lieber ganz sein". Dadurch entstand jedoch das Gefühl, dass er nichts für mich riskiert, kein Interesse hat, mich zu "jagen". Das ist bis heute so. Komplimente macht er mir äußerst selten, und wenn doch, ist es meist auf mein Äußeres bezogen. Ich fühle mich nicht, als erkennt er meine Stärken an, als mag er mich nicht für Charaktereigenschaften, die andere an mir wertschätzen und durch die ich dachte, mich auszuzeichnen. Eigentlich weiß ich gar nicht, was an mir er mag, und das fühlt sich unbestimmt, irgendwie leer an.
Dazu kommt die sexuelle Ebene: Seitdem wir miteinander schlafen, haben wir meiner Meinung nach zu wenig Vorspiel, sodass ich nicht komme, weil ich nicht erregt genug bin, oder sich die Kurve nicht genügend aufbauen kann. Er legt laut eigenen Aussagen viel wert darauf, mich zu befriedigen; sobald er aber gekommen ist, ist es vorbei. Auf meine Ansprache dessen reagierte er sehr empathisch und liebevoll, er merke es auch und es tue ihm leid. Aber verändern tut sich absolut nichts! Darauf sagt er, er weiß nicht, wieso er es nicht wirklich verändert. Danach hätte er auch immer SO wenig Lust, dass er sich nicht gut überwinden kann, was bei mir zu machen.
Als letztes kommen kleinere Sachen zusammen, wie: ich muss ihm vieles 10 Mal sagen. Sei es zum Beispiel, er solle bitte endlich seine Klamotten von meinem Boden aufheben oder an dies und das denken, weil ich weiß, er vergisst es sonst. Es ist schwierig, ihn gar nicht zu bemuttern, da er manchmal ein wenig unselbstständig ist. Kindersprache ist vorallem von seiner Seite Gang und Gebe, da hat sich eine Routine entwickelt, die ich teils lustig und in Ordnung finde, aber mittlerweile eher nervig.

Ich fühle mich nicht als Frau, auch nicht als Kind, sondern einfach nur da. Als seine Partnerin, warum auch immer ich das eigentlich genau bin. Dass er mich liebt fühle ich, habe ich vorallem früher sehr stark empfunden, aber er macht sich um mich als Person meistens herzlich wenig Bemühungen. Das war früher nicht anders, da hat es mich aber nicht gestört.

Ich bin mit der gesamten Situation ein bisschen überfordert und kann meine Gefühle eigentlich gar nicht richtig einordnen, vorallem in Bezug dazu, wie ich mich als seine Partnerin definiere. Es fühlt sich an, als treten wir auf der Stelle, trotz einer sehr offenen Kommunikationsbasis. Wir kommen bei Gesprächen leider kaum zu festen Punkten, häufig fühlt er sich anschließend wieder sehr minderwertig, äußert Sachen wie "dann such dir doch jemand anderen" oder "fick doch Typen mit größeren Schwänzen", wenn es um unsere Sexualität geht. (Er ist unzufrieden, obwohl ich in der Hinsicht sehr zufrieden bin.) Dieses ständige emotionale Wegschieben trägt eventuell dazu bei, dass ich mich nicht fühle, als ist er froh, mich zu haben.

Liebe Grüße und danke für eure Antworten!
 
Lotusknospe
Benutzer91095  Team-Alumni
  • #2
Hast du denn noch Muße an der Beziehung zu arbeiten? Was gibt er dir denn, was schätzt du an ihm? Aktuell lese ich bei dir eine starke Unzufriedenheit heraus und würde schlussfolgern, dass es nur noch eine Frage der Zeit ist, bis du das ganze beendest.
 
sanguina
Benutzer149155  Planet-Liebe Berühmtheit
  • #3
Für mich hört sich das auch nach sehr viel Frust auf deiner Seite an.

Wie fühlt er sich in der Beziehung? Ist für ihn alles in Ordnung? Erkennt er auch ohne deine Ansprache, dass er in gewissen Dingen Aufholbedarf hat? Zeigt er überhaupt den Willen, sich in Zukunft mehr anzustrengen?

Bzgl. des Vorspiels: War dies früher ausgiebiger, als ihr noch keinen Vaginalverkehr hattet? Bist du damals auf deine Kosten gekommen?
 
B
Benutzer175696  (24) Sorgt für Gesprächsstoff
  • Themenstarter
  • #4
Lotusknospe Lotusknospe
Ja, auf jeden Fall, würde ich sagen. Jetzt Schluss machen würde sich unglaublich falsch anfühlen. Mein Problem ist, dass ich gerade ratlos bin, wie und mit welchen Thematiken ich ihn ansprechen soll. Ich habe mich in letzter Zeit öfters über kleinere Dinge beschwert, dementsprechend ist er da gerade sensibler als sonst. Vielleicht wäre es gut, einen Brief an den anderen zu schreiben? Was hältst du davon? Oder hast du noch andere Ideen?

Was ich früher und eigentlich immer noch sehr an ihm schätze ist erstmal, dass ich bei ihm immer Gehör finde und er mich sehr ernst nimmt. Auch wenn er manche Dinge durch fehlende Erfshrung nicht nachvollziehen kann, kann er sich super gut in meine Situation hineindenken und weiß, wie er reagieren kann. Außerdem habe ich ihn schon immer für seine lockere, lustige Art bewundert die er hat, wenn es ihm richtig gut geht. Das ist nur leider sehr selten so, weshalb ich es manchmal ein bisschen vergesse. Viel mehr kann ich nicht sagen, gerade stehen so viele Störfaktoren davor.
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Er fühlt sich sehr dadurch gestört, dass ich letzter Zeit so viel rummeckere. Ich frage ihn auch öfters, warum er mich eigentlich liebt und was er an mir findet. Da er da irgendwie keine Antworten findet und mit Recht behauptet, man kann es schwierig beschreiben, wird er sauer, weil ich sauer werde. Ich weiß, dass die Frage blöd ist, aber mir fällt kein guter Weg ein, ihm anders zu signalisieren, dass ich mich unwohl fühle.
Er beschreibt, dass er an sich selber so viel bemängelt und versucht, ganz viel auf einmal aufzuholen. Das umfasst aber fast ausschließlich Dinge, die mich nicht betreffen. Ich würde mir wünschen, dass er sich zumindest um eine Sache kümmern kann, die mich betrifft, wie zB unsere momentane Flaute im Bett. Das ist sehr viel für ihn und er fühlt sich überfordert.
Er merkt es denke ich schon, sonst wäre er nicht so angegriffen, wenn ich ihn auf kleine Sachen hinweise. Er merkt auch, dass er nicht so richtig vorankommt, und ist dann sauer auf sich selbst.

Bezüglich des Vorspiels: Wir haben beide unsere allerersten Erfahrungen mit dem jeweils anderen gemacht, da war es also völlig normal, dass es nicht super klappt. Dementsprechend kam ich zwar nicht wirklich auf meine Kosten, gestört hat es mich aber nicht. Mittlerweile eben schon, da sich so wenig verändert.
 
ugga
Benutzer172492  Planet-Liebe Berühmtheit
  • #5
Um ehrlich zu sein glaube ich, dass er sich nicht so schnell wird entwickeln können wie es für dich wichtig und richtig wäre. Es klingt, als hätte er entweder so viele Baustellen oder ihr seid so unterschiedlich in Kommunikation und Charakter, dass ein Zusammenkommen da schwierig wird. Vermutlich beides. Nach 1,5 Jahren festzustellen, dass es nicht passt, ist gerade in eurem Alter nun auch nicht ungewöhnlich.
Horche tief in dich rein und frage dich, bis wann du welche Veränderungen bräuchtest, um die Beziehung fortführen zu können. Und ist das realistisch, angesichts seiner derzeit geringen Motivation und eurer großen Diskrepanzen?
Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, unterschätze nicht die starken Auswirkungen, die geringes Begehren auch nach dem offiziellen Schluss auf dich haben können. Das macht ja was mit deinem Selbstbewusstsein. Hätte ich das vorher gewusst, hätte ich mich früher getrennt.
 
Bellatrixx
Benutzer173678  (34) Sorgt für Gesprächsstoff
  • #6
Erstmal muss ich sagen, dass ich dich als sehr reflektiert empfinde für 18 Jahre.
Du beschäftigst dich nicht nur mit dem Problem sondern bist an einer Lösung interessiert. Find ich gut!

Was mich aber zu einer Vermutung führt: vielleicht ist er einfach noch nicht „so weit“ wie du. Soll heißen: du eilst ihm mit deiner Entwicklung voraus. Wo du Probleme siehst (sich nicht begehrenswert fühlen, ihn bemuttern zu müssen) sieht er vielleicht keine.
In eurem Alter ist es auch völlig normal sich evtl rasch auseinander zu entwickeln. Für mich wirkt es so, als seid ihr nicht (mehr) auf einem Nenner, was die Ansprüche an eine Beziehung betreffen.

Was ugga ugga erwähnt hat find ich einen guten Punkt: sich nicht begehrt vom eigenen Partner fühlen kann u.U. noch nachhallen... ist mir auch mal so gegangen.
 
axis mundi
Benutzer172636  Planet-Liebe-Team
Moderator
  • #7
Zu der Flaute: eventuell könnte man es beheben, indem ihr nochmal anfangt, einander zu erforschen. Für mich liest es so, als wärst du der aktive Part, der leitet, kritisiert und aktiv entwickelt und er zieht so weit wie möglich mit. Auf Dauer wird das schwierig, weshalb ich versuchen würde, das wieder ins Gleichgewicht zu bringen.
Wie man das im Bett hinbekommen könnte: klammert den penetrativen Sex aus. Erforscht euch mit dem ganzen Körper, den Händen, den Mündern, den Augen.
Begegnet euch auf dieser Ebene. Eventuell könnt ihr einander auf diese Art dem anderen zeigen, was ihr besonders mögt und das ausbauen. Ihm würde das womöglich das Handwerkszeug an die Hand legen, das er benötigt, um dich zu befriedigen, bevor er kommt. Dass er danach keine Lust mehr hat, ist bei den Männern recht weit verbreitet, aber man kann lernen, damit umzugehen, dass beide auf ihre Kosten kommen.
Alternativ könntest du beim Sex auch wieder mehr in die führende Rolle gehen (falls du das möchtest) und ihm mit der Hand zeigen, wo du seine Finger zur Unterstützung gerne hättest oder welcher Winkel besser für dich passen würde.
Als schwierig sehe ich es an, dass er dir aus seiner eigenen Verletzlichkeit an den Kopf wirft, dass du dir einen anderen Kerl suchen sollst. Ich denke, es geht dir hier etwas wie dir auch. Er versteht nicht, was du an ihm und seinem Körper und vor allen an Sex mit ihm findest. Schließlich sieht er sich dabei als Versager an. Du hingegen verstehst auf der anderen Seite nicht, was er an dir mag oder liebt.
Hier könnt ihr gemeinsam wieder ansetzen.

Letztendlich wird sich an seinem Selbstbewusstsein wahrscheinlich noch einiges tun müssen, damit er einigermaßen dauerhaft und nachhaltig so glücklich sein kann, wie du ihn gerne erleben würdest.

Kommen wir von den Lösungsstrategien zu einem weiteren Punkt: Du schreibst, dass du an vielen Stellen die Verantwortung für ihn übernimmst (er vergisst Dinge, du erinnerst ihn; er räumt nicht auf, du trägst es ihm auf). Eine Zeit lang geht das. Aber es ist wie mit dem Selbstbewusstsein, das bei vielen Sachen mithineinfällt. Er wird sich weiterentwickeln müssen, um langfristig mit dir Schritt zu halten. Im Moment steht er sich selbst anscheinend im Weg. Du merkst, dass deine Anstöße eher zu Konflikten als zu Lösungen führen und so blöd das klingt: du entwickelst dich weiter. Gerade eben entwickelst du zum Beispiel Lösungskompetenzen und lernst, auf einen Partner einzugehen. Ich weiß nicht, ob er dabei mithalten kann und ich weiß nicht, wie lange du den Frust ertragen kannst.
Ich würde dir für die Flaute zu oberen Vorschlägen raten, wie du die letzten Sachen angehen möchtest, musst du dir leider selbst überlegen. Von außen kann ich nicht beurteilen, zu welchen Entwicklungen er bereit ist und ich kann deine Frustrationstoleranz nicht abschätzen.
Eines möchte ich dir jedoch mitgeben: Es ist toll, dass du die Beziehung nicht aufgibst und das Gespräch suchst und Lösungen entwickelst. Das kann aber leider nur funktionieren, wenn dein Partner genauso mitzieht. Ansonsten ist es wie mit einem Ruderboot, bei dem einer einseitig rudert... du fährst im Kreis. Beobachte deswegen gut, welche Fortschritte ihr macht und behalte die Augen auch auf dir und deinem Wohlbefinden. Denn das ist ebenfalls sehr wichtig. Vergiss das nicht :smile:
 
Fantasy.
Benutzer172046  Beiträge füllen Bücher
  • #8
Ich kann ugga ugga eigentlich nur zustimmen.

Ich bin in deinem Alter, und man sagt mir schon ab und an nach, reflektiert zu sein, aber so klar strukturiert einen Text zu verfassen der so klar die Probleme am anderen hervorhebt, insbesondere bei einer Person die einem so nahesteht, das könnte ich nicht. Das ist wirklich eine reife Leistung von dir, dass du das überhaupt so auseinanderdröseln kannst.
Ganz ehrlich, in dem Alter wird es unwahrscheinlich sein, jemanden zu finden, der da mithalten kann.
Du kannst dich damit jetzt abfinden, oder aber, du kannst versuchen, mit ihm an den Punkten zu arbeiten, die dir davon am wichtigsten sind, bzw ihn bitten, seine Prioritäten dahin zu legen.

Andererseits gibt er sich dadurch, dass du ihn so antreibst, vielleicht auch einfach zu sehr Mühe? Er scheint ja sehr frustriert, dass das alles nicht so schnell geht wie er es gerne hätte, auch, weil es für dich gerade einfach nicht schön so ist. Mit dem Druck im Nacken bei eh schon wenig Selbstwertgefühl kann ich dir sagen, dass das wahrscheinlich nichts wird.
Ich denke, bevor sich da was bei ihm ändern kann, muss er das 1) für sich wollen, nicht für dich und 2) erstmal den Druck rausnehmen, etwas ändern zu müssen.

Da ist der Vorschlag von axis mundi axis mundi doch schon in die richtige Richtung gedacht. Ändert vielleicht erstmal gar nichts, bzw arbeitet an nichts. Gar nichts.

Gib ihm einen Monat, oder einen halben, in dem er sich nicht darauf konzentriert, an sich zu arbeiten, sondern in dem ihr einfach mal macht und probiert und euch quasi "Urlaub" davon nehmt. Alles, was zu belastenden Situationen führt, kommt weg, kein: was liebst du an mir?, kein Sex (oder zumindest nur die Konzentration aufs Vorspiel), lass ihn unselbstständig sein...kein bemuttern, kein erinnern... vielleicht hilft das, vielleicht nicht, aber ich denke, auch dir wird es mal guttun, da etwas Ruhe reinzukriegen, ehe du dir den Kopf völlig darüber zerbrichst. Du wirst dann merken, ob es Grundsätzliches ist, in dem ihr nicht passt, oder ob das etwas ist, wo ihr euch gegenseitig nicht optimal beeinflusst habt und wo sich einfach eine gewisse Dynamik eingeschliffen hat.

Du weißt jetzt, was dir wichtig ist in einer Beziehung, das heißt du weißt, worauf du achten solltest. Lösungen suchen ist gut, verdammt gut, aber ihr seid ein Paar, ihr seid zu zweit, und vielleicht ist das, was für dich scheinbar funktioniert, für ihn überhaupt nichts, aber wenn ihr beide mal einen Schritt zurücktretet und nochmal neu losgeht, findet ihr vielleicht irgendwann durch Zufall doch den Punkt, an dem ihr euch treffen könnt.

Wenn nicht, gib euch die Chance, euch so zu entwickeln, wie es euch passt, nicht, wie es dem anderen gut täte. Und wenn das dann zu einer Trennung führt, ist das vielleicht auch das, was ihr beide braucht.
 
B
Benutzer175696  (24) Sorgt für Gesprächsstoff
  • Themenstarter
  • #9
Hallo, ich wollte nur nochmal mitteilen, was die letzten Tage bei uns passiert ist.

Vor 2 Tagen hatten wir einen großen Streit, der ursprünglich daraus resultierte, dass mich eine kleine, unbedeutende Aktion seinerseits wieder damit konfrontierte, dass ich mich nicht gesehen, nicht begehrt und grundsätzlich uninteressant für ihn fühle. Deshalb wurde ich sauer, dann wurde er sauer, weil ich wieder wegen einer kleinen Sache sauer war. Er kann nicht ganz abschätzen, wie kritisch die Situation gerade für mich ist und wie sehr mich dieses Gefühl belastet.

Ein paar Tage vor dem Streit brachte ich, inspiriert durch eure Antworten, die Idee, dass wir uns gegenseitig einen Brief schreiben. Mir hat das Schreiben unglaublich geholfen, einiges einzuordnen. Ihm jedoch viel es sehr schwer, er hätte nur eine halbe Seite und wüsste gar nicht, was er schreiben solle. Letztendlich habe ich keinen Brief von ihm bekommen. Er hat es ängstlich hinausgezögert, meinen Brief zu lesen, war danach aber froh, weil ich es offenbar empathisch genug geschrieben habe. Ich hatte das Gefühl, wir kommen jetzt voran, zum ersten mal seit langem hat er mir ein bedeutsames Kompliment gemacht, dafür, wie ich mich für die Beziehung einsetze. Ich dachte, er möchte mit mir ab jetzt wirklich zusammen daran arbeiten. Letztendlich war ich aber wieder enttäuscht, weil ich durch seine Art Verweigerung, mir einen Brief zu schreiben, das Gefühl habe, es interessiert ihn doch nicht so wirklich. Und das hat sich im Streit dann auch bewiesen.

Ich beschwerte mich beim Streit, dass ich immer noch nicht das Gefühl habe, er nimmt mich ernst, alle Schritte müssen von mir aus kommen. Während ich ihm total verheult erklärte, dass ich es wichtig finde, an einer Beziehung zu arbeiten, auch wenn es mal weh tut, blickte er mich desinteressiert und unberührt an. Im Gegensatz zu mir kennt er es nicht, wenn zu sehr geliebten Menschen Beziehung kaputt gehen und wie ein Wiederaufbau manchmal funktionieren kann. (Ich habe für solche Erfahrungen die perfekte Familie.) Er wirkte total unemotional, als wär ihm alles egal. Das hat er mir dann letztendlich auch gesagt.
Es ist ihm gerade alles total egal, er verspürt überhaupt keinen Drang, was zu ändern. Er fühlt sich nicht richtig verliebt, ich sei ihm gerade ziemlich egal. Er denkt oft ernsthaft darüber nach, die Beziehung zu beenden. Das hat mich unheimlich verletzt. Oft warf er mir vor, wir hätten noch nie eine konstante, unbeschwerte Phase von glücklicher Beziehung gehabt. Darauf meinte ich, wir sind sehr jung, entwickeln uns gerade sehr schnell und stehen vor vielen wichtigen Entscheidungen. Zusätzlich waren wir beide in Therapie, hatten noch ganz andere Probleme. Das hat er glücklicherweisr halbwehs nachvollziehen können.
Diese negativen Taubheitsgefühle hat er öfters, weil ihn andere Situationen sehr stressen. Gerade ist er mit seiner Arbeit totunglücklich, hat keine Motivation für irgendwas, hat keine sozialen Kontakte. Fast punktgenau seit Beginn seines FSJ fühle er sich so, ein bisschen vorher, aber kommt überhaupt nicht auf die Idee, das damit zu verbinden und glaubt nicht daran, dass es ihm und uns als Paar zukünftig besser gehen wird.
Ich habe mich von ihm noch nie so unverstanden gefühlt, zumal er nach dem Streit direkt in seine typische Kleinkindphase überging und ich wieder die Mutter spielen durfte, um sein Bedürfnis nach Zuneigung schnell zu stillen, weil er so weinerlich wurde. Ein großer Umschwung, wir sind letztendlich zu nichts gekommen.

Er ist emotional total durch den Wind, fühlt sich jetzt wieder sehr verliebt, aber ist hoch sensibel. Ist sehr schnell beleidigt, wird kindlich, und ich habe gerade keine Kraft, ihn zu unterstützen. Dass er sich beim Streit nicht zusammenreißen konnte und sich generell nicht gut zusammenreißen kann, verachte ich gerade ein bisschen und fühle nicht mehr so mit ihm. Ich musste mich extrem oft zusammenreißen, bin deshalb vielleicht geübter. Aber wenn es um so wichtige Dinge geht, sollte er vielleicht mal den Anfang machen.
Seitdem fühle ich mich distanziert, möchte ihn nicht sehen. Der Streit ist für ihn scheinbar nicht passiert, bei mir ist nämlich noch enormer Redebedarf, bei ihm nicht. Ich meinte, er solle sich nochmal Gedanken machen und bitte Initiative zeigen. Er willigte ein, es täte ihm leid. Immer tut es ihm im Nachhinein leid, aber selber ändern tut er auch nicht viel; zu schwach und labil ist er dafür. Ich komme aus dieser Spirale nicht raus: Einerseits möchte ich für ihn da sein, damit er nicht mehr so labil ist, oder diese Phasen zumindest ohne schlimmere Folgen durchsteht. Andererseits raubt er mir unheimlich viel Kraft und gerade leider auch Lebensfreude, die ich mir mühsam erkämpfe, da ich durch persönliche Angelegenheiten auch nicht besonders stabil bin. Inwiefern bin ich verantwortlich und möchte ich verantwortlich sein? Es ist sehr schwer, einen Weg zueinander zu finden und an Lösungen zu arbeiten, wenn es beiden wegen unterschiedlichen Sachen nicht gut geht.
 
aglaia
Benutzer174836  Verbringt hier viel Zeit
  • #10
inerseits möchte ich für ihn da sein, damit er nicht mehr so labil ist, oder diese Phasen zumindest ohne schlimmere Folgen durchsteht. Andererseits raubt er mir unheimlich viel Kraft und gerade leider auch Lebensfreude, die ich mir mühsam erkämpfe, da ich durch persönliche Angelegenheiten auch nicht besonders stabil bin. Inwiefern bin ich verantwortlich und möchte ich verantwortlich sein?

Du kannst nicht seine Therapeutin sein. Er hat offensichtlich schwerere Probleme, die du nicht für ihn lösen kannst. Du kannst ihn höchstens stützen helfen, aber dazu muss er das auch zulassen.

Für den Partner in schweren Zeiten da zu sein ist essentieller Kernteil meines Verständnisses einer Liebesbeziehung, aber wenn wie bei ihm gerade keine Liebe sondern Gleichgültigkeit und emotionale Taubheit dominieren ist das halt verdammt einseitig.
 
Mark11
Benutzer106548  Team-Alumni
  • #11
Tut mir leid, aber ich sehe Eure Geschichte ein wenig anders.

Was mir an Deinen Beiträgen auffällt: Du bist extrem unlocker. Beziehungsarbeit ist wichtig, natürlich, aber Du arbeitest nur. Durchgehend. Ohne Pause. Und immer muss er mitziehen. Tut er es nicht, bist Du sofort auf 180 und meinst, ihm wäre die Beziehung nicht wichtig.
Fehler. Ganz fataler Fehler!
Du betrachtest ihn und Eure Beziehung nur mit Deinen Augen, Deinen Wünschen und Ansprüchen, Deinem Erfahrungshorizont. Aber nicht ein einziges Mal geht es auch um ihn. Wie er sich wohl fühlt, wie es ihm gut geht mit der Beziehung.
Ein ganz typischer Satz für Dich, wie er in Variationen immer wieder vorkommt:
Ich meinte, er solle sich nochmal Gedanken machen und bitte Initiative zeigen
Aha. Und was ist, wenn er das gar nicht will? Wenn er der Meinung ist, Euch würden ganz andere Dinge gut tun?


Ein paar Tage vor dem Streit brachte ich [...] die Idee, dass wir uns gegenseitig einen Brief schreiben.
Mit der Folge:
Mir hat das Schreiben unglaublich geholfen
und
Ihm jedoch viel es sehr schwer, er hätte nur eine halbe Seite und wüsste gar nicht, was er schreiben solle.
Du kommst gar nicht auf die Idee, dass das mit dem Brief eine Sch***-Idee war? Wieder nur etwas, das Dir hilft, das Du gut findest, dass Euch als Paar aber absolut Null bringt und Du dann mal wieder sauer und eingeschnappt bist und einen Riesen-Streit vom Zaun brichst?


Es ist ihm gerade alles total egal, er verspürt überhaupt keinen Drang, was zu ändern. Er fühlt sich nicht richtig verliebt, ich sei ihm gerade ziemlich egal. Er denkt oft ernsthaft darüber nach, die Beziehung zu beenden.
Merkst Du nicht, dass Du ihn von Dir weg treibst? Er hat keine Lust auf ständige Beziehungsarbeit, er möchte eine Beziehung führen. Von Dir wird er komplett überrollt, versucht wahrscheinlich, Dir gerecht zu werden, schafft es aber nicht ansatzweise, was er natürlich auch bemerkt. Er fühlt sich nicht mehr wohl mit Dir, es ist purer Stress für ihn, weil er ständig Leistung bringen muss, anstatt bei und mit Dir Ruhe und Abstand vom Job und dem "Leben da draußen" zu finden.


Ich habe mich von ihm noch nie so unverstanden gefühlt
Ich wette, dass er das Gleiche von Dir sagt. Und m.E. hat er Reht damit. Ich lese hier nirgends heraus, dass Du versuchst, ihn zu verstehen. Ihn mal mit seinen Augen zu betrachten.

Was man ihm vorwerfen kann, ja muss: dass er sich anscheinend nicht wirklich äußert. Er sollte gemerkt haben, dass Du seine riesigen Stopp-Schilder nicht erkennst oder erkennen willst.
Ihr seid noch jung, dies ist Eure erste ernsthafte Beziehung. Anscheinend ist es bei ihm noch nicht angekommen, dass er auch seine Wünsche artikulieren sollte. Und eben auch, dass er Dir deutlich sagt, dass er sich von Dir überfahren fühlt (so nehme ich zumindest an).
Dein Problem ist v.A., dass Du sofort eingeschnappt und beleidigt bist, wenn er nicht das macht, was Du von ihm erwartest. Und dass Du am laufenden Band Erwartungen an ihn stellst. Ausgesprochen und unausgesprochen.

Ehrlich gesagt weiß ich nicht, was ich Dir raten kann. Ich sehe nämlich nicht, dass Ihr als Paar eine Chance habt. Ihr seid einfach zu verschieden, seid, so wirkt es auf mich, auch auf einem völlig unterschiedlichen Reifestand. Ihr habt völlig verschiedene Wünsche und Erwartungen an eine Beziehung und an das, was der Partner sein und "leisten" soll.
 
W
Benutzer173794  (41) Öfter im Forum
  • #12
Ich würde dir raten dich ein bisschen mehr um dich selbst zu kümmern und nicht dein ganzes Lebensglück von ihm abhängig zu machen. Es kommt so ein bisschen rüber. :smile:
Was bereichert dich noch in deinem Leben? Ein Hobby? Hast du Freunde? Ich weiß nur allzugut wie sehr man manchmal übermotiviert ist an der Beziehung zu arbeiten, aber manchmal ist Mann noch nicht soweit..ist überfordert..erschöpft..und dann nimmt man das als Frau persönlich.
Nimm dich ein bisschen zurück und lass ihm Raum, dass alles sacken zu lassen...lass ihn kommen..ich denke er brauch etwas Luft zum atmen :smile:
Und versuch dich ein wenig auf die Dinge zu fokussieren die gut laufen. :smile:
 
Mark11
Benutzer106548  Team-Alumni
  • #13
Off-Topic:
ch weiß nur allzugut wie sehr man manchmal übermotiviert ist an der Beziehung zu arbeiten, aber manchmal ist Mann noch nicht soweit..ist überfordert..erschöpft..und dann nimmt man das als Frau persönlich.
Schön, dass Du das mal aussprichst! Ich halte es nämlich für einen fatalen, aber häufig vorkommenden Fehler, den Frauen machen: "er ist noch nicht so weit", "man muss ihn langsam heran führen" usw., da gibt es viele Aussagen.
Nein.
Frauen sind nicht besser geeignet, an einer Beziehung zu arbeiten, sie machen es nur anders. Der Mann ist nicht “noch nicht so weit", er geht es nur anders an oder versucht, die Beziehung nicht tot zu arbeiten. Und da ist die Frau schlicht noch nicht so weit, das zu verstehen.

(natürlich ist das verallgemeinernd!)
 
W
Benutzer173794  (41) Öfter im Forum
  • #14
Ich will das nicht verallgemeinern, aber Männer sind manchmal bequem(oder wir empfinden es nur so?) und oft erreicht man mehr wenn man einen Gang zurückschaltet, sich einfach auch mal um sich selbst kümmert und dem ganzen mal Raum lässt.
Wir Frauen sind da oft sehr lösungsorientiert und sprudeln gerade so über vor lauter Ideen:tongue::tongue::tongue: Und das kann einen Mann der gerade mit sich selbst zu tun hat überfordern :zwinker:
 
Mark11
Benutzer106548  Team-Alumni
  • #15
Off-Topic:
Männer sind manchmal bequem
Warum so abwertend und negativ konnotiert? Woher kommt diese weibliche Überheblichkeit? Vielleicht ist nicht der Mann bequem, sondern die Frau nervig. Sehr wahrscheinlich sind aber Beide völlig ok, nur anders.


Wir Frauen sind da oft sehr lösungsorientiert und sprudeln gerade so über vor lauter Ideen:tongue::tongue::tongue: Und das kann einen Mann der gerade mit sich selbst zu tun hat überfordern
Oder auch: Frauen wollen lieber Beziehungsgespräche führen als eine Beziehung und wollen ständig ihre Partner erziehen. Gleiche Beziehung, anderer Blickwinkel :zwinker:
 
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W
Benutzer173794  (41) Öfter im Forum
  • #16
Daher in Klammern: oder wir empfinden es nur so :smile: Ist ja vermutlich oft ein Sender-Empfänger-Problem :smile:
 
Lotusknospe
Benutzer91095  Team-Alumni
  • #17
Du bist noch jung. Zieh die Reißleine und such dir jemanden, der besser zu dir passt. Vermutlich ist das deine erste ernsthafte Beziehung, deswegen fällt es nochmal schwerer, loszulassen, aber am Ende wirst du froh sein, dass du die Freiheit hast, dir jemanden zu suchen, der deine Bedürfnisse besser stillen kann und mit dem du nicht so viel Beziehungsarbeit leisten musst :zwinker: Natürlich kannst du eure Beziehung noch in die Länge ziehen und drauf hoffen und warten, dass sich noch etwas ändert. Aber wenn das Verständnis, der Wille oder die Möglichkeiten auf der anderen Seite fehlen, sich dahin zu verändern, wie du es gerne hättest, dann passt es halt einfach nicht. Für ihn ist die Beziehung doch im Grunde in Ordnung, wie sie ist (wenn du nicht so viel "stressen" würdest). Deswegen würde ich sagen, ihr passt einfach nicht zusammen.
 
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