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Betrug in langjähriger Partnerschaft-könnt ihr euch selbst verzeihen?

Livea
Benutzer179761  Sorgt für Gesprächsstoff
  • #1
Hallo in die Runde:winkwink:

Anlass für diese Frage ist ein Gespräch mit meinem Mann kürzlich.
Kurze Vorgeschichte zum besseren Verständnis:
Mein Mann und ich sind seit 23 Jahren zusammen, vor ca.15 Jahren hat er mich einmal betrogen, es war eine einmalige Sache, keine Affäre und keine Gefühle im Spiel.

Ich habe ihm nach anfänglichem Schock, Streit, Gesprächen und vielen Tränen (von uns beiden) verziehen.
Er sich selbst anscheinend nicht, denn immer wenn wir mal wieder auf dieses Thema kommen (nicht im Streit, einfach beim Thema Treue allgemein oder in einer alltäglichen Diskussion) merke ich, wie sehr ihm das noch zu schaffen macht, mehr als mir selbst.

Ich habe ihn dann kürzlich gefragt, wieso er sich selbst nicht endlich verzeihen kann, wenn ich es doch getan habe.
Seine Antwort: er fasse es noch immer nicht, mich so tief verletzt zu haben. Ausserdem sei das irgendwie gut so, denn es halte ihm immer vor Augen, dass er mich dadurch fast verloren hätte und das bewahre ihn auch davor, je wieder so eine Dummheit zu begehen.

Übrigens ist es nicht so, dass wir das Thema bewusst immer wieder aufwärmen, es ergibt sich eher ab und zu in alltäglichen Gesprächen, welche wir führen.

Nun meine Frage an diejenigen, die Ihre Partner einmal betrogen haben:
Könnt ihr euch das verzeihen? Oder verdrängt ihr den Gedanken?
Sprecht ihr auch im Nachhinein noch regelmässig mit eurem Partner darüber oder vermeidet ihr es eher?

danke schon im Voraus für eure Antworten!:smile:
 
krava
Benutzer59943  (42) Verhütungsberaterin mit Herz & Hund
  • #2
Ich bin noch nie fremdgegangen, aber wenn ich so eine Leier von meinem Partner nach 15 Jahren immer mal wieder hören müsste, würde mich das ehrlich nerven :ratlos:
 
Livea
Benutzer179761  Sorgt für Gesprächsstoff
  • Themenstarter
  • #3
Ich bin noch nie fremdgegangen, aber wenn ich so eine Leier von meinem Partner nach 15 Jahren immer mal wieder hören müsste, würde mich das ehrlich nerven :ratlos:
Danke für die Antwort, obwohl das ja nicht die Frage war
 
krava
Benutzer59943  (42) Verhütungsberaterin mit Herz & Hund
  • #4
Danke für die Antwort, obwohl das ja nicht die Frage war
Da hast du Recht.
Klar es ist normal, dass man an Fehler auch nach langer Zeit noch erinnert wird, muss ja nicht unbedingt Fremdgehen sein.
Aber vorbei ist vorbei. Zu viel Melodramatik ist da nicht unbedingt gut, wäre es zumindest für mich nicht.
Und ich verzeih mir selbst Fehler auch schwer :zwinker:
 
A
Benutzer172677  Planet-Liebe Berühmtheit
  • #5
Was genau meinst Du denn mit verzeihen?
Im Text stellst Du Verzeihen und Verdrängen sehr direkt gegenüber, es gibt aber doch noch sehr viel mehr Optionen.

Für mich schließen Verzeihen und sich dem Geschehenen sehr bewusst sein, sich noch damit beschäftigen u.ä. nicht gegenseitig aus.
 
Sun-Fun
Benutzer171320  Beiträge füllen Bücher
  • #6
Ich bin noch nie fremdgegangen, aber wenn ich so eine Leier von meinem Partner nach 15 Jahren immer mal wieder hören müsste, würde mich das ehrlich nerven
Ich bin voll bei Dir. Irgendwann ist auch mal gut.
Das hätte er sich mal besser vorher überlegen sollen.
 
G
Benutzer Gast
  • #7
Kenne das Thema von beiden Seiten wenn auch nicht in einer 23 jährigen Beziehung ( meinen Glückwunsch dazu) - auch wenn man sich verziehen hat - so ganz weg war die Thematik nie und sie ist einfach Teil der Beziehung. Es ist nicht leicht damit umzugehen auch wenn der Betrug mal ein paar Jahre nicht erwähnt wird. Ab und zu taucht das Ding dann wieder auf und macht Unruhe. Ist aber sicher auch Typsache wie man damit umgeht
 
Livea
Benutzer179761  Sorgt für Gesprächsstoff
  • Themenstarter
  • #8
Danke für die Antworten!
Falls es so rüber kam, dass wir das Ganze ständig wieder durchkauen- so ist es wirklich nicht, das wäre dann ja scho sehr anstrengend 😅
Es ist schwer zu erklären..wir sind grad an einem Punkt im Leben, wo wir einfach sehr glücklich sind, mit dem was wir haben und für uns ist es normal, dass wir immer mal wieder zusammen zurück blicken, um sowie gute als auch schlechte Zeiten Revue passieren zu lassen.
Da kommen halt auch solche Themen nochmals zur Sprache, aber in einem entspannten Rahmen, so abends bei einem Glas Wein.
 
Livea
Benutzer179761  Sorgt für Gesprächsstoff
  • Themenstarter
  • #9
Was genau meinst Du denn mit verzeihen?
Im Text stellst Du Verzeihen und Verdrängen sehr direkt gegenüber, es gibt aber doch noch sehr viel mehr Optionen.

Für mich schließen Verzeihen und sich dem Geschehenen sehr bewusst sein, sich noch damit beschäftigen u.ä. nicht gegenseitig aus.
Hmm ja, guter Gedanke..vielleicht ist die Bezeichnung „Verzeihen“ auch falsch gewählt? Ich denke eher, es ist Letzteres, also das sich dessen bewusst zu sein und sozusagen die Lehre daraus zu ziehen.
 
Erdbeere1106
Benutzer171033  (37) Sehr bekannt hier
  • #10
Ich bin in einer vergangenen Beziehung mal fremd gegangen, ich war einmal die Affäre, mit der betrogen wurde, und ich kannte dabei die Betrogene besser, und mir wurde einmal fremd gegangen.
Keine rühmliche Vergangenheit.
Im Grunde ist es bei mir so, wie es A Armorika beschreibt: Ich habe mir selbst verziehen, bin mit mir selbst im Reinen,
mir aber dennoch jederzeit sehr bewusst, viel bewusster als in den jeweiligen Situationen selbst, was das mit den anderen beteiligten Personen und mir gemacht hat, welche Gräben es gerissen hat, wieviel Leid es verursacht hat.
Ich möchte solches Leid nie, niemals wieder in irgendwem hervorrufen. Ich bin da auch sehr viel unnachsichtiger geworden, mit mir und mit meiner Umwelt- weil ich dieses Leid, das ich erzeugt habe, miterlebt habe.
Ich bin nicht mehr der gleiche Mensch von damals. Ich habe mir verziehen und ich kann mir auch selbst in die Augen sehen.
 
Sorceress Apprentice
Benutzer89539  Team-Alumni
  • #11
Für mich hat das auch Zeit gebraucht (aber zum Glück keine 15 Jahre). Unabhängig von ihrer Verzeihung ist es ein mieses Gefühl, einem Menschen den du liebst so weh zu tun. Und die andere Frau ebenfalls unwillig in eine hässliche Sache hineingezogen zu haben.

Was mir aber auch tatsächlich zu schaffen gemacht hat war der Blick in den Spiegel. Ich wollte nie so ein Mensch sein - aber meine Tat hatte eine andere Sprache gesprochen.

Was mir geholfen hat, war es zu reflektieren. Das hat Jahre gedauert. Mir selbst beweisen dass ich auch anders sein kann. Auch in Situationen der Verlockung diesmal nicht den gleichen Fehler zu begehen. Klingt vielleicht komisch, und ich weiß nicht ob das für den betrogenen Part das ideale ist. Aber für mich war es tatsächlich ein wichtiger Schritt mir selbst zu beweisen, dass ich mehr als dieser Fehler bin, dass ich auch anders kann.

Aber natürlich auch mir einzugestehen, dass diese externe Verlockung zu mir gehört. Dass ich nicht die Person bin die allein und ausschließlich Augen für die eigene Partnerin hat - was aber völlig OK ist. Aber man muss es halt auch transparent und offen und fair gestalten.

Heute bin ich in einer polyamoren Beziehung. Und hatte noch nix mit jemandem anders. Es fehlt mir auch nicht groß. Aber es tut sehr, sehr gut zu wissen dass ich könnte. Dass ich "dürfte". Dass sie es mir genauso gönnen würde wie ich ihr ihr Glück mit anderen Frauen gönne.
 
Livea
Benutzer179761  Sorgt für Gesprächsstoff
  • Themenstarter
  • #12
Was mir geholfen hat, war es zu reflektieren. Das hat Jahre gedauert. Mir selbst beweisen dass ich auch anders sein kann. Auch in Situationen der Verlockung diesmal nicht den gleichen Fehler zu begehen. Klingt vielleicht komisch, und ich weiß nicht ob das für den betrogenen Part das ideale ist. Aber für mich war es tatsächlich ein wichtiger Schritt mir selbst zu beweisen, dass ich mehr als dieser Fehler bin, dass ich auch anders kann.
Danke, das ist sehr interessant! Ich denke, dass es bei uns auch eher so in die Richtung geht. Natürlich will ich nicht, dass er sich damit quält. Was mir jedoch hilft, ist, zu merken dass bei ihm echte Reue vorhanden ist und das war und ist auch mit ein Grund, weshalb ich ihm verzeihen konnte und auch wieder lernte, ihm zu vertrauen.
 
Sorceress Apprentice
Benutzer89539  Team-Alumni
  • #13
Gibt ja auch die Redensart "einmal betrogen, immer betrogen". Keine Ahnung worauf die fußt, oder ob die sich einfach nur mal jemand ausgedacht hat weil sie es schlau fand, und das seither viel nachgeplappert wurde. Für mich stimmt es jedenfalls nicht.

Zum einen eben, wie Erdbeere1106 Erdbeere1106 schreibt, weil es halt ne sehr eindringliche Erfahrung ist, die man nicht noch mal durchleiden (und andere durchleiden lassen) will.

Zum anderen weil es eben so schwer war, das mit dem Bild von mir selbst in Einklang bringen. Damals habe ich oft gedacht: 1x konnte ich es mir verzeihen, wenn ich das ein zweites mal mache, kriege ich das definitiv nie und nimmer aus meinem schlechten Gewissen raus. Inzwischen ist der Abstand dazu doch größer, und ich sehe es etwas entspannter. Trotzdem, wenn ich sowas noch mal machen würde, weiß ich dass es sehr, sehr viel schwerer wäre das zu Überwinden.

---

Ich finde es auch gut, dass ihr offen drüber redet. Ich denke gerade der zeitliche Abstand hilft da durchaus. Ich weiß natürlich dass meine Beiträge aus der Perspektive der Betrügerin sind - aber das ist nun mal die einzige Perspektive die ich zu bieten habe. Und dass da eine andere Seite der Medaille zugehört, die eben null Mitspracherecht hatte da drin zu stecken.

Ich kann auch verstehen warum man sagt "dein Fehler, mach es mit dir allein aus". Aber für mich ist das keine gesunde Beziehungsgrundlage. Daraus spricht Groll und Schuldzuweisung. Natürlich völlig zurecht - aber wenn man nicht in der Lage und bereit ist, sich darüber hinaus zu entwickeln, sollte man besser einen klaren Schnitt machen. Sowas arbeitet man für sich, aber auch gemeinsam auf (gerne in Mini-Schritten, im Tempo das dem betrogenen Part gut passt und wo der betrügende Part zu mehr Rücksichtnahme verpflichtet ist). Oder man lässt es bleiben, aber dann sehe ich da keine funktionierende Beziehung mehr (was natürlich NICHT die Schuld der Betrogenen ist).
 
Spiralnudel
Benutzer83901  (39) Planet-Liebe-Team
Moderator
  • #14
Die Frage ist doch: Warum kann er sich nicht verzeihen?
 
Livea
Benutzer179761  Sorgt für Gesprächsstoff
  • Themenstarter
  • #15
Gibt ja auch die Redensart "einmal betrogen, immer betrogen". Keine Ahnung worauf die fußt, oder ob die sich einfach nur mal jemand ausgedacht hat weil sie es schlau fand, und das seither viel nachgeplappert wurde. Für mich stimmt es jedenfalls nicht.

Zum einen eben, wie Erdbeere1106 Erdbeere1106 schreibt, weil es halt ne sehr eindringliche Erfahrung ist, die man nicht noch mal durchleiden (und andere durchleiden lassen) will.

Zum anderen weil es eben so schwer war, das mit dem Bild von mir selbst in Einklang bringen. Damals habe ich oft gedacht: 1x konnte ich es mir verzeihen, wenn ich das ein zweites mal mache, kriege ich das definitiv nie und nimmer aus meinem schlechten Gewissen raus. Inzwischen ist der Abstand dazu doch größer, und ich sehe es etwas entspannter. Trotzdem, wenn ich sowas noch mal machen würde, weiß ich dass es sehr, sehr viel schwerer wäre das zu Überwinden.

---

Ich finde es auch gut, dass ihr offen drüber redet. Ich denke gerade der zeitliche Abstand hilft da durchaus. Ich weiß natürlich dass meine Beiträge aus der Perspektive der Betrügerin sind - aber das ist nun mal die einzige Perspektive die ich zu bieten habe. Und dass da eine andere Seite der Medaille zugehört, die eben null Mitspracherecht hatte da drin zu stecken.

Ich kann auch verstehen warum man sagt "dein Fehler, mach es mit dir allein aus". Aber für mich ist das keine gesunde Beziehungsgrundlage. Daraus spricht Groll und Schuldzuweisung. Natürlich völlig zurecht - aber wenn man nicht in der Lage und bereit ist, sich darüber hinaus zu entwickeln, sollte man besser einen klaren Schnitt machen. Sowas arbeitet man für sich, aber auch gemeinsam auf (gerne in Mini-Schritten, im Tempo das dem betrogenen Part gut passt und wo der betrügende Part zu mehr Rücksichtnahme verpflichtet ist). Oder man lässt es bleiben, aber dann sehe ich da keine funktionierende Beziehung mehr (was natürlich NICHT die Schuld der Betrogenen ist).
Nochmals danke!
Ich hatte ja explizit nach Erfahrung aus der anderen Perspektive gefragt, daher-alles gut:herz:
Natürlich hegte ich auch lange diesen Groll, es nagt natürlich auch extrem am Selbstbewusstsein. Man fragt sich, wieso? Bin ich nicht gut genug? U.s.w.
Ich habe ihm definitiv verziehen, vergessen kann ich es natürlich nicht (dazu müsste ich ja Amnesie haben)
es gehört halt einfach zu unserer Geschichte und wir haben ja zusammen noch viele andere Höhen und Tiefen durchlebt.
Bisher hat uns jedenfalls nix auseinander gebracht:nope:
 
Zuletzt bearbeitet:
Livea
Benutzer179761  Sorgt für Gesprächsstoff
  • Themenstarter
  • #16
Die Frage ist doch: Warum kann er sich nicht verzeihen?
Gute Frage, vielleicht geht es ihm einfach nur drum, nicht zu vergessen was es für uns alles ausgelöst hat.
Vielleicht ist Verzeihen eben auch einfache der falsche Ausdruck.
Eventuell eher Reue?
 
Livea
Benutzer179761  Sorgt für Gesprächsstoff
  • Themenstarter
  • #17
Erdbeere1106 Erdbeere1106 hat es sehr gut beschrieben, ich denke das trifft es ziemlich genau
was das mit den anderen beteiligten Personen und mir gemacht hat, welche Gräben es gerissen hat, wieviel Leid es verursacht hat.
Vielleicht definiert er das mit dem Verzeihen auch einfach anders?
Auf jeden Fall sind eure Beiträge sehr interessant und ich bedanke mich für Eure Geschichten!
 
Spiralnudel
Benutzer83901  (39) Planet-Liebe-Team
Moderator
  • #18
Aber auch Reue fände ich nach so langer Zeit merkwürdig, das klingt, als ob das alles nie richtig be- und verarbeitet wurde, aber der Eindruck kann natürlich täuschen.

Ich bin da ansonsten bei Erdbeere1106 Erdbeere1106 , ich habe alle möglichen unterschiedlichen Konstellationen erlebt, wurde betrogen, habe betrogen (nur ein einziges Mal, aber das macht es ja nicht ungeschehen), war die Geliebte...

Zu all dem habe ich heute großen Abstand und weniger Toleranz. Ich möchte niemandem mehr weh tun und ich möchte auch nicht so gedemütigt und enttäuscht werden. Aber ich kann locker darüber sprechen, ohne Reue oder dergleichen zu empfinden. Was passiert ist, ist passiert, ich habe die Konsequenzen dafür getragen, Thema abgehakt. Bei mir sind übrigens auch 15 Jahre vergangen, seit ich untreu war (ich habe mich damals direkt danach getrennt).
 
Erdbeere1106
Benutzer171033  (37) Sehr bekannt hier
  • #19
Zu all dem habe ich heute großen Abstand und weniger Toleranz. Ich möchte niemandem mehr weh tun und ich möchte auch nicht so gedemütigt und enttäuscht werden.
Kann ich zu 100% so unterschreiben.
Aber ich kann locker darüber sprechen,
Ja und nein. Ich kann locker meine Geschichte und die der damals Beteiligten schildern. Aber ich kann ganz und gar nicht mehr locker bleiben, wenn beispielsweise andere Menschen mit dem Gedanken spielen, fremd zu gehen, weil es im Bett nicht funzt, statt sich sauber zu trennen oder miteinander zu reden. Oder, wenn jemand (so) gedankenlos (wie ich) sich bei ´ner Party gehen lässt nach dem Moto "Who cares". Das bringt mich tatsächlich recht schnell auf die Palme.
ohne Reue oder dergleichen zu empfinden.
Es ist Teil von mir, und hat mir auch Umsicht und Vorsicht und eine ganze Menge an Respektzuwachs gebracht. Vielleicht hätte ich meine jetzige Reife auch anders erhalten können, vielleicht auch nicht. Eine Freundschaft ist daran dauerhaft zerbrochen. Den Ex, den ich damals betrogen habe, habe ich auf Konferenzen und Fortbildungen schon wieder getroffen, und wir freuen uns dann, uns zu begegnen, essen gemeinsam, etc. Er hat also ebenfalls verziehen. Reue empfinde ich dennoch. Nicht akut, aber latent.
 
Violettelotl
Benutzer175749  (42) Benutzer gesperrt
  • #20
Er sollte einfach mal lernen alle Seiten zu kennen, zu relativieren. In diesem ganzen Beziehungskuchen stellt er in puncto Treue immer noch eine obere Liga dar. Wahrscheinlich ist das wirkliche Problem eher dass damals halt DOCH was war und das er das so verharmlosen konnte oder wollte, also diese Lüge... die kann er sich dann doch eher nicht verzeihen. Da muss man aber wieder klar machen dass eine Lüge nicht immer kurze Beine hat und manche Lügen manchmal auch das einzig Wahre sind. Selbst die Lüge ist etwas subjektives, genauso die schlechten Taten: Denn ohne diese schlechte Tat hätte er sich ja nicht weiterentwickeln können in seiner Ethik über Liebe, Treue und vieles mehr. Insofern, es gibt schon gute und schlechte Taten aber, irgendwo hat alles auch eine höhere "einer Bestimmung dienlichen" Entität und es ist halt doch viel weniger davon Zufall als man meint. Manches sollte oder musste passieren und es ist sogar gut das es passiert war weil es ganz einfach auch passieren musste. Wahre Liebe, das kann und darf vergeben und ja, auch sich selbst vergeben können... das ist ja auch ein Zeichen von Selbstliebe. Klar, in einer Beziehung, erst wenn beide hier den Rank gefunden haben... im Herzen, wird es wieder nachhaltig. Bei ihm ist das ja noch nicht ganz der Fall aber ich denke... indem man ihm einfach klar macht dass er immer noch einer der Treusten ist und dass für manche Leute ein bestimmtes Schicksal unausweichlich ist, da es zu einer förderlichen Lehre gehört... indem man sich das klar vor Augen hält sollte er vielleicht irgendwann doch diesen letzten Rank, es sich selbst endgültig vergeben zu können, auch finden.
 
Livea
Benutzer179761  Sorgt für Gesprächsstoff
  • Themenstarter
  • #21
Aber auch Reue fände ich nach so langer Zeit merkwürdig, das klingt, als ob das alles nie richtig be- und verarbeitet wurde, aber der Eindruck kann natürlich täuschen.
Naja ich sehe ja auch nicht in ihn hinein, ich denke bei ihm geht es in Richtung Schutz vor sich selbst, nicht mehr in Versuchung zu kommen etc.
Verarbeitet haben wir es zusammen ganz gut denke ich.
 
Sklaen
Benutzer175418  (42) Verbringt hier viel Zeit
  • #22
Ich hab hier ein paar Mal gelesen, der Betrügende hätte viel über sich gelernt.
Genau so ist es bei mir auch.
Jetzt ist das natürlich nicht die schönste Art etwas über sich zu lernen. Und eigentlich verabscheue ich ein solches Verhalten zu tiefst. Es wiederspricht meinen Prinzipien die ich habe. Und trotzdem habe ich es getan.
Trotzdem war es für mich für etwas gut gewesen. Meine Ehe steckte zu der Zeit in einer richtigen Krise. Ich bin mir nicht einmal sicher ob wir noch zusammen wären wenn dies nicht passiert wäre. Nein, ich bin mir sogar ziemlich sicher das wir nicht mehr zusammen wären.
Also hat es im Endeffekt uns Beiden etwas gebracht.
Inwieweit mein Mann sich seiner Mitschuld daran bewusst ist kann ich nicht beurteilen. Definitiv wäre es nicht passiert wenn er einige Dinge damals nicht getan hätte. Aber ich möchte ihn deshalb nicht an den Pranger stellen oder gar die Schuld zuschieben. Hätte ich doch zu jedem Zeitpunkt damals einfach anders reagieren können. Gut, dann wären wir nicht mehr zusammen. Aber ich hätte zumindest ein reines Gewissen. Daher bin ich eben auf eine gewisse Art froh dieses Opfer der Schuld auf mich geladen zu haben.
Ich glaube wir haben beide viel über uns und den anderen gelernt. Zumindest ich betrachte meine Ehe seitdem mit ganz anderen Augen. Und nein, ein notorischer Betrüger bleibt auch einer, das sehe ich nicht so.
Mir könnte so etwas nie mehr passieren. Da bin ich mir aus vielerlei Gründen zu 100% sicher.
Wir haben das damals mehr oder weniger aufgearbeitet. Trotzdem ist es, wie bei euch, immer mal wieder Thema.
Und wirklich verziehen hab ich mir das auch nie so richtig. Ich kann damit leben und nicht ständig ein Drama draus machen. Aber diese kleine Flamme brennt trotzdem immer unterschwellig ganz tief in mir. Wie eine Art Stigma. Sie soll mich daran erinnern was ich/wir alles geschafft haben.

Sorry für diesen irgendwie etwas wirren Text. Beim schreiben schießen mir 1000 Gedanken gleichzeitig in den Kopf und es fällt mir schwer diese geordnet aufzuschreiben. Daran merke ich dann mal wieder gerade das es eben immer da ist. Auch jetzt.
 
littleLotte
Benutzer102949  Beiträge füllen Bücher
  • #23
Ich betrüge nicht. Es gibt wenig, was ich so abstoßend, egoistisch und unverzeihlich finde wie ein Betrug. Wenn es Probleme gibt, kann man die auch anders regeln. Ich könnte nach einem Betrug nicht mehr in den Spiegel schauen.
 
Livea
Benutzer179761  Sorgt für Gesprächsstoff
  • Themenstarter
  • #24
Sklaen Sklaen
Vielen Dank für deinen Text!
das alles könnte mein Mann vermutlich unterschreiben, er sagte auch kürzlich, dass wir jetzt nicht mehr zusammen wären, wäre das nicht passiert. Es war wie ein heilsamer Schock.
Und ich gebe ihm Recht, unsere Beziehung hat sich danach um 180Grad gewendet.
Es kamen damals so viele Sachen zusammen und obwohl er mir wirklich nie, nie eine Mitschuld zuschob, hatte ich auch meinen Anteil daran.
Dieser Satz mit dem einmal Betrüger, immer Betrüger nervt mich auch. Deshalb habe ich es auch nur wenigen vertrauten Personen erzählt.
 
Violettelotl
Benutzer175749  (42) Benutzer gesperrt
  • #25
Betrug? Ne, es gibt nicht sowas wie DEN Betrug. Können wir ja mal endlos darüber diskutieren was das eigentlich ist, was wir darunter verstehen und so weiter, ist jetzt fehl am Platz da nicht das Wesentliche Thema. Gut, ich bin Christ, da habe ich es einfacher weil, ganz allgemein... selbst wenn es mir das Herz bricht und alle Knochen wehtun, Vergebung ist eines der zentralsten Elemente für unsereins. Da brauchts keine Details, das ist auch eher nur Gegenstand dieser Gruppierung. Es ist nur so... in ihrer Natur wird jeder Mensch und genau jeder ohne Ausnahme, viele Lügereien in die Welt setzen... ja sogar ein Lügenmeer generieren, egal ob bewusst, etwas bis gar nicht bewusst; absichtlich, etwas bis gar nicht absichtlich mit endlos vielen Nuancen. Weil wir es ganz einfach nicht besser wissen können, wir waren entweder am eigenen Horizont oder an den eigenen Fähigkeiten gescheitert. Nur, wenn ja das den Menschen ausmacht als ein untrennbares Merkmal inkl. der teils anmassenden Selbstgerechtigkeit wo man sich voll und ganz überzeugt davon ist dass man selbst stets auf reinsten Pfaden watet; zumindest bis zu dem Punkt wo dann DOCH was passierte und man in Erklärungsnotstand kommt bis hin zur Erschaffung einer Illusion wo man sowohl sich wie auch einem Umfeld etwas vormacht, nur damit diese schier absolute Haltung der unantastbaren Selbstgerechtigkeit gewahrt bleibt. Also, wenn das den Menschen ausmacht, ein Merkmal... dann ist es das Würdigste wenn man sich von dieser vorgemachten Verblendung der Superiorität mal mit einem heftigen Schmiedehammer auf das eigene Ego befreit und weiterhin mögliche Makel und Irrwege eingestehen kann und auch darf, ebenfalls dass einem etwas vollumfänglich vergeben werden kann... auch darf. Ich masse es mir nicht an hier eine eigene Unbescholtenheit zu propagieren oder zu definieren... vielleicht könnte ich eines Tages der Nächste sein, aber habe bis zu dem Tage alles und jedes als minderwertiger oder unwürdiger angesehen... was diesem Selbstbild nicht gerecht wurde. Wie gesagt, ich stelle voll und ganz dahinter... es ist JETZT alles gut und wahrscheinlich war gerade deswegen die Beziehung sogar noch besser und stabiler als wenn es NICHT passiert wäre, das finde ich eine wertvolle Eingebung die durchaus sehr wahr sein kann. Es gibt also wirklich keinen Grund mehr sich da etwas vorzuwerfen... in Frieden damit, inbesondere mit sich selber, abschliessen ist hier klar die absolut edelste und auch förderlichste Angehensweise. Klar, einfach vergessen wird man das nie können, sind ja alles einschneidende Erlebnisse, aber ausser eine stetig latente Signatur welche einem nun besser den "Weg" denn man gehen möchte weist... mehr als das sollte es nicht mehr sein: Dann können alle auch wieder befreiter miteinander umgehen. Solange noch zuviel vorhanden ist... wirkt es, ob man es will oder nicht, belastend ein.
 
Zuletzt bearbeitet:
Q
Benutzer77893  Meistens hier zu finden
  • #26
Ich denke die Aussage deines Mannes Livea Livea beschreibt es doch ganz gut. Ist das nicht auch ein Akt des Verzeihens?
Ich weis das es nicht die Frage ist, aber man könnte genauso gut dir die Gegenfrage stellen, hast du ihm wirklich verzogen? Und wenn ja wie und warum scheinen dich solche Themen gar nicht mehr zu berühren?

Jeder verzeiht anders, manch können ganz locker darüber reden (und scherzen), manch ziehen sich lieber zurück (beenden das Thema), aber verzeihen ist nicht vergessen!
Also warum vermutest du Livea Livea das dein Mann sich nicht verzeihen kann?
 
B
Benutzer170017  (57) Verbringt hier viel Zeit
  • #27
Ich war noch nicht in der Situation. Aber ich denke mal, dass ich mir das auch nicht verzeihen könnte.
Das wäre ein Vertrauensbruch den ich meiner Frau nicht antun kann.
 
Sklaen
Benutzer175418  (42) Verbringt hier viel Zeit
  • #28
es gibt nicht sowas wie DEN Betrug. Können wir ja mal endlos darüber diskutieren was das eigentlich ist, was wir darunter verstehen und so weiter,
Das ist wirklich auch eine interessante Sache. Jeder definiert das für sich ja ganz anders.
Und in meinen Augen bzw nach meinem Empfinden hat mein Mann auch schon einige Dinge getan die einem Betrug sehr nahe kommen. Und da rede ich jetzt nicht ausschließlich von dem klassischen Sex mit einer anderen Person.
Wirklich interessantes Thema, würde hier aber sicher den Rahmen sprengen.
Vielleicht irgendwann mal ein eigenes Thema wert.
 
G
Benutzer Gast
  • #29
Ich habe ihn dann kürzlich gefragt, wieso er sich selbst nicht endlich verzeihen kann, wenn ich es doch getan habe.
Seine Antwort: er fasse es noch immer nicht, mich so tief verletzt zu haben. Ausserdem sei das irgendwie gut so, denn es halte ihm immer vor Augen, dass er mich dadurch fast verloren hätte und das bewahre ihn auch davor, je wieder so eine Dummheit zu begehen.
Naja ich sehe ja auch nicht in ihn hinein, ich denke bei ihm geht es in Richtung Schutz vor sich selbst, nicht mehr in Versuchung zu kommen etc.
Verarbeitet haben wir es zusammen ganz gut denke ich.
Ich hab hier zwei Zitate rausgefiltert, die machen mich ziemlich nachdenklich, insbesondere der fett und unterstrichene Teil. Die bisherige Diskussion hat eine in die Vergangenheit gerichtete Perspektive, also im Sinne „warum verzeiht er sich nicht seine Vergangenheit?“. Die eigentliche Botschaft hier ist perspektivisch aber in die Zukunft gerichtet. Es geht in meinen Augen nicht um das Verzeihen von Vergangenem, es geht darum eine bestimmte Zukunft zu verhindern. Und wenn Du, Livea Livea , sagst, sein Verhalten sei ein Schutz vor sich selbst, dann hat dieses Verhalten zur Konsequenz, dass er sich damit (teilweise wenigstens, oder eben im sexuellen Kontext) selbst verhindert.
Ich weiß nicht, was damals die Umstände waren, der Beziehungskontext, in dem er fremdgegangen ist. Das ist der Bezug auf dich, das ist der Kontext, den er im übertragenen Sinne “verlassen“ hat. Ich weiß auch nicht, was er beim oder durch das Fremdgehen gesucht hat, das ist dann der Kontext den er im übertragenen Sinne „betreten“ hat. Im Grunde geht es bei der Betrachtung um die Frage, was hat in weggetrieben bzw. was hat er nicht bekommen und was hat ihn angezogen bzw. was hat er gesucht. Wenn er heute noch nach 15 Jahren den Eindruck erweckt, dass es etwas in diesem Gesamtkontext zu verhindern gibt, dann wäre es sicher sehr aufschlussreich, zu fragen, was er denn verhindern möchte. Fremdgehen hat für mich zwei Aspekte, die getrennt betrachtet werden können, in ihrem Anteil an der „Tat“, vor allem aber in ihrem Anteil an der „Wirkung“, nämlich den Betrugsaspekt und den Sexaspekt.
Geht es darum, andere Menschen nicht zu verletzen? Dann wäre es ja ein Leichtes, das Thema abzuhaken, so wie viele es hier bereits beschrieben haben. Der Betrugsaspekt ist hier der eigentlich relevante, den könnte man ja auch als solchen losgelöst vom sexuellen Aspekt betrachten und eben durch Selbstreflexion und Dazulernen künftig ausschliessen. Eine Einsicht führt zur Veränderung der eigenen Werte und schlussendlich zu einem anderen Verhalten. Damit hat man sich entwickelt und bekommt ein entspannteres Verhältnis zur eigenen Vergangenheit.
Oder geht es darum, sexuelle Bedürfnisse nicht mehr wirken zu lassen, die damals Intension und Motivator für den Fremdsex waren, so dass sie nicht mehr die eigenen Handlungen beeinflussen? Der ganz wesentliche Unterschied hier ist, dass es eben „nur“ eine Veränderung im Sinne der Selbstbeherrschung gibt, nicht aber in den sexuellen Bedürfnissen, denn die sind immer noch präsent, auch wenn ihnen die handlungsbestimmende Wirkung genommen ist.

Was mich in Bezug auf die Zitate stutzig macht ist, dass es dabei darum geht, sich vor etwas zu schützen. Die Frage ist, vor welcher Bedrohung? Wenn es eine Veränderung der Werte gab, die den Betrugsaspekt betreffen, dann gibt es diese Bedrohung nicht mehr. Dann braucht er sich auch nicht zu schützen. Ich kann mir zudem nicht vorstellen, dass ihn der Betrugsaspekt erneut in „Versuchung“ bringen könnte, denn dann wäre das Fremdgehen damals aus Rache oder ähnlichem heraus passiert. Bleibt die Frage, was es dann ist. Seine sexuellen Bedürfnisse, unterdrückte Phantasien, unausgesprochene Wünsche, Bestätigung?

Ich will kein Problem herbeireden wo keines ist. Ich kann mit meinen Gedanken auch völlig daneben liegen. Aber ich bin davon überzeugt, das niemand diese Haltung über so lange Zeit aufrecht hält, ohne dass es dafür einen Zielzustand gibt, der angestrebt wird oder erhalten bleiben soll, und ohne dass es ein Motiv gibt, das genau dazu antreibt. Das muss zudem keineswegs bewusst so passieren, also berechnend, aber ich denke, da mal drüber nachzudenken, das könnte aufschlussreich sein.
 
Anila23123
Benutzer167118  (30) Sehr bekannt hier
  • #30
Ich bin noch nie fremdgegangen und wurde auch noch nicht betrogen, soweit ich weiß.

Ob ich ihm verzeihen könnte weiß ich nicht. Eigentlich war es für mich immer ein sofortiger Trennungsgrund, aber ich denke in der Situation ist es dann immer noch etwas anderes.
Ich hoffe nur, dass, wenn es passieren würde, er es mir selber sagen würde und ich es nicht anders erfahre.

Ob ich mir selbst verzeihen könnte, kann ich nicht sicher sagen. Ich glaube mich würden die Schuldgefühle schon lange plagen, aber wenn er mir verzeihen würde, könnte ich mir das vielleicht auch eher verzeihen.
Ich würde es sicher für immer bereuen aber mir nicht ewig Vorwürfe machen.

Es hängt sicher von den Gründen und Umständen ab und auch davon was genau passiert ist und auch davon mit wem der Partner betrogen wurde etc.
 
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