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- #1
Hallo,
mal schauen was hierbei heraus kommt. Ich denke, vielleicht hilft es mir auch ein bisschen, alles aufzuschreiben. Es wird sehr viel werden. Ich versuche es spannend zu schreiben, damit man nicht einschläft beim lesen und es etwas zu strukturieren. Dickes Danke an jeden, der sich das komplett durchliest.
Wie alles anfing
Es geht hier nicht nur um Berufliches sondern irgendwie um… Alles. Das letzte Jahr lief für mich irgendwie nicht so gut. Um das zu erklären, muss ich leider stark ausholen. Vor 8 Jahren habe ich meine Lehre als Koch in der gehobenen Gastronomie beendet. Joa war nie der Beste Job, aber ich kam damit klar. Gab schlechtere Zeiten (Betriebe) und Bessere. 2017 hatte ich es gerade eigentlich ziemlich gut und dachte das könnte gut genauso weiter gehen. Dann lernte ich eine Frau kennen.
Wir verliebten uns und es war alles superschön. Dann stellte ich aber bald fest, dass unsere Arbeitszeiten sehr verschieden waren. Sie: WE frei, Ich: Arbeit. Sie: 15 Uhr Feierabend, Ich: 11 Uhr Dienst, 22:30 Uhr Feierabend. Natürlich haben wir uns anfangs auch spätnachts getroffen, aber allzu lange ging das mit ihren Arbeitszeiten nicht gut. Wir würden uns auf Lange Sicht kaum sehen, selbst bei gemeinsamer Wohnung.
Raus aus der Gastro
Ich hatte Angst sie dadurch zu verlieren. Ich beschloss als Quereinsteiger die Branche zu wechseln. Scheißidee. Ich fühlte mich überall unwohl und nicht „passend“. Teilweise ging es so weit, dass ich im Auto morgens vor Dienstbeginn saß und geheult hab wie eine Mimose, weil ich den Gedanken furchtbar fand, jetzt wieder zu dieser Arbeitsstelle zu müssen. Dementsprechend hatte ich dann schon mehrere Sachen ausprobiert. Meine Freundin kriegte natürlich auch irgendwie mit, dass das alles nicht so wirklich erfolgreich war und war auch schon etwas angespannt.
Dann kamen meine Eltern auf mich zu, die gemerkt hatten, dass ich versuchen wollte aus der Gastro heraus zu kommen. Meine Mutter kommt auch aus der Gastro und hatte vollstes Verständnis und wünschte sich glaub ich auch, dass ich diese Branche ebenfalls wieder verlasse, zu meinem eigenen Besten. Wenn ich noch einen Schulabschluss nachmachen wollte, würden sie mich mit einem Taschengeld unterstützen, dass ich nicht in finanzielle Schwierigkeiten kommen würde. Das war weniger ein Angebot, sie wollten es auch unbedingt. Ich nahm also dankend an und besuchte 2 Jahre Vollzeit die Schule um mein Abi nachzumachen.
Abitur & Persönliche Veränderung
Erstaunlicherweise bestand ich mit 1,0. Es waren sehr erfolgreiche 2 Jahre und ich war auch stolz auf mich. Ich veränderte mich allerdings auch wesentlich. Aus einem selbstbewussten, eher extrovertierten und energetischem Menschen, der zwar Macken und Knackse hatte, aber mit sich selbst Total im Reinen war, wurde ein verkopftes, lerngestresstes Nervenbündel, was stundenlang Bücher wälzte, um auch noch das letzte Quäntchen aus jeder Projektarbeit raus zu holen. Stetig präsent war das Thema der Studienwahl (mein neues Ziel), womit ich auch die Nerven meiner Partnerin sehr strapazierte. Ich vernachlässigte auch emotional und zeitlich meine Beziehung. Mein Ein und Alles, was die hauptsächliche Motivation für meine Umschulung gewesen war.
Am Abend vor der Abiturprüfung trennten wir uns. Aus kommunizierten Gründen, die glaube ich nicht wirklich die Trennungsgründe waren, sondern nur eine Aufzählung an Sachen, die uns hin und wieder gestört hatten. Der eigentliche Trennungsgrund war denke ich meine Veränderung, mein Versäumnis. Und ich hatte die Sache auch noch angeleiert, weil ich merkte, dass sie unzufrieden war. Ich fühle mich bis heute mies deswegen. Ich glaube, sie hätte sich wohler gefühlt ich hätte nochmal eine Ausbildung gemacht. Das Studium war ihr nicht geheuer und ich selbst war mir auch unsicher damit und konnte sie nicht bestärken. Das war nicht der Hauptgrund, aber bestätigte sie wahrscheinlich, dass ich keine sichere Wahl war.
Ich holte mir mein Zeugnis ab und fühlte mich leer. Keine Freude. Die 1,0 war plötzlich n Scheiß wert. Im selben Monat segnete mein geliebtes Auto das zeitliche. Die Reparaturkosten waren für einen Studenten einfach nicht mehr zu rechtfertigen. Es war mein wertvollster Besitz. Ich hing an dieser Karre. Ich hatte sie mir zugelegt, als ich meine Herzensdame kennen lernte und das schmerzte dann irgendwie doppelt. Ich verlor meine Liebe, mein Auto, mein Zu Hause. Ich musste ausziehen und zeitweise bei meinen Eltern wohnen, bis ich eine Wohnung gefunden hatte. Schlimme Zeit für jemanden der sein Leben bis vor 2 Jahren komplett unabhängig gelebt hatte und für den seine Wohnung immer ein spezieller Ruhepol gewesen war. Ich möchte hier kein Mitleid heischen, nur meine Situation so darstellen, wie sie sich für mich anfühlte. Eine Wohnung als Student zu finden war schwer und lief nur über Vitamin B meines Vaters.
Studium & Resignation
Mein Eltern wollten mir natürlich auch weiterhin finanziell Rückendeckung geben. Das wusste ich sehr zu schätzen, aber grundsätzlich habe ich ein Bedürfnis nach Unabhängigkeit und es störte mich zunehmends. Ich wusste aber, dass ein Vollzeitstudium der Informatik (das war meine Wahl) in Regelstudienzeit nur schwer ohne Finanzspritzen zu bewerkstelligen ist, wenn man alleine wohnen möchte. Ich zog also in die neue Wohnung.
Ich glaube in mir drin wusste ich schon, dass ich eigentlich keinen Antrieb mehr hatte zu studieren. Informatik hatte ich gewählt, weil die Job-Aussichten gut waren, mich das Thema Computer interessierte und alles andere nicht wirklich eine Alternative war. Tja. Unterbewusst muss mir schon klar gewesen sein, dass das nicht die besten Aussichten waren, um ein knackiges Naturwissenschaftsstudium durchzuhalten. Meine Hauptmotivation, meine Partnerin, hatte ich auf dem Weg verloren. Nach kurzer Zeit stellte ich schnell fest, dass das Studium der Horror war und mich die Theorie nicht nur nicht interessierte, sondern in einigen Kursen schon auf einem Niveau eingestiegen wurde, gegen das ein Abi ein feuchter Dreck ist. Und um mich da reinzuknien, fehlte mir schlicht und einfach der Antrieb. Ich hielt nicht durch und brach ab.
Plan B: Zweite Ausbildung?
Ich entschied mich, mich um einen Ausbildungsplatz als Programmierer zu bewerben. Ich hatte im Studium und bei einem Betriebspraktikum festgestellt, dass ich diese Praxis angenehm fand und ich konnte mir vorstellen gegen Bezahlung 8h am Tag damit zu verbringen. Inzwischen vermute ich, dass ich das nur gemacht habe um meinen Eltern, die mich ja unterstützen, nicht sagen zu müssen, dass ich alles in den Wind werfe. Nicht weil mich der Job so reizt oder weil ich das unbedingt will sondern um sie nicht zu enttäuschen. Um mich nicht undankbar zu fühlen. Ich hatte ihnen mehrfach angeboten, alles zurückzuzahlen aber sie wollten es nie.
Im Sommer 2021 soll meine Ausbildung beginnen. Nochmal 3 Jahre kein richtiges Gehalt. Seit 3 Jahren habe ich mir nun keine persönlichen Wünsche mehr erfüllt. Keine Klamotten, keine Möbel, nur das allernötigste, damit ich über die Runden komme. Und vor allem beginnt die finanzielle Abhängigkeit von meinen Eltern sich immer mehr in einer depressiv anmutenden Stimmung zu manifestieren. Als ich selbstständig war und als Koch meinen Lebensunterhalt bestritt fühlte ich mich stark, selbstsicher und charakterlich gefestigt. Ich kannte meine Stärken und Schwächen und wusste wie ich meinen Weg gehen musste. Entscheidungen fällte ich nach kurzem aber genauen Abwägen, ich war ein Mann der mit beiden Beinen im Leben stand. Jetzt bin ich ein Häufchen Elend.
Meine speziellen Bedürfnisse, Macken und Schwierigkeiten
Ich habe ein paar Ticks und Macken, die sich durch die momentanen Umstände noch intensiviert haben und die es mir nicht einfacher machen. Ich habe eine Aversion gegen öffentliche Verkehrsmittel. Die hatte ich schon immer. Ich weiß nicht was es ist, ich fühle mich nur sehr unwohl in ihnen und wenn ich eine Viertel Stunde Zug fahre fühle ich mich ungelogen als wäre ich einen Marathon gelaufen. Ich sacke regelrecht zusammen und habe keine Energie mehr. Daher habe ich bis jetzt immer da gewohnt, wo ich arbeite. Aufgrund von körperlichen Gebrechen an den Füßen löst das Fahrrad fahren über längere Zeit bei mir ebenfalls Beschwerden aus, wegen denen ich jetzt (mal wieder) operiert werden muss. Ich fühlte mich daher immer sehr frei und etwas sorgenloser/beschwerdefreier als ich noch mein Auto hatte. Und natürlich war es mir auch deswegen so wertvoll. Nach meiner Partnerin, kam direkt mein Auto. Dass ich keine Waschmaschine im Haus habe, sondern meine Wäsche immer zum Waschsalon transportieren muss, macht die Sache leider nicht einfacher. Ich weiß es gibt auch andere Leute in meiner Situation und es gibt auch bei weitem Schlimmeres, aber ich tue mich irgendwie besonders schwer mit all diesen Dingen. Ich glaube jeder hat einfach bestimmte individuelle Bedürfnisse und ich scheine da etwas empfindlicher zu sein, keine Ahnung. Was ich sagen kann ist, dass ich mit der momentanen Situation nicht gut umgehen kann und dass ich sie ändern will.
Ich will was verändern. Aber wie am Besten?
Leider gibt es für einen gelernten Koch aufgrund von Corona kaum vernünftige Jobangebote, die über das ALG hinausgehen. Ich bin natürlich weiterhin auf der Suche, weil wenn einem was nicht gefällt, muss man seinen Hintern hochbekommen. Da macht mir aber die Pandemie leider einen Strich durch die Rechnung. Somit intensiviert sich das Problem der finanziellen Abhängigkeit von meinen Eltern auch immer weiter und gleichzeitig wächst auch mein schlechtes Gewissen denn:
Zweifel
Ich bin mir mittlerweile nicht mehr sicher ob das mit der Ausbildung eine gute Idee ist. Ich glaube ich habe diesen Vertrag nur organisiert, damit meine Eltern nicht enttäuscht sind. Ich habe wieder keine Motivation. Außer vielleicht bessere Arbeitszeiten als in der a la carte Gastronomie. Aber ich weiß nicht ob mir das reicht, die nächsten 3 Jahre ohne eigenes Gehalt und ohne Verbesserung meiner Lebensqualität (ich weiß, Meckern auf hohem Niveau) durchzuhalten. Ich könnte nämlich auch einfach den schnellsten Weg (und den des geringsten Widerstands) gehen und wieder in die Gastro gehen, sobald der Lockdown zu Ende ist. Das dachte ich heute morgen beim Aufwachen. Der Ausbildungsvertrag war eine sehr fixe Idee. Diese Stelle ist 70km weit weg. Eine Wohnung dort zu finden ist unmöglich (Wohnraum knapp und teuer, ich Azubi). Öffentliche Verkehrsmittel gingen, wären aber 4h Fahrt pro Tag. 4h. Mit dem Auto 2h pro Tag. Aber kein Auto hält das lange aus. Meine Eltern würden mir für den Zweck tatsächlich die Spritkosten bezahlen. Aber… Das möchte ich eigentlich gar nicht. Mir behagt es ja auch nicht zu 100%, dass sie in mich investieren. Die sind schließlich auch nicht richie rich. (Von Reparaturkosten ganz zu schweigen, ich kann ja auch keinen Gebrauchten für 6000 Euro kaufen, ich habe schließlich kaum Ersparnisse)
Ich bin kurz davor alles hinzuwerfen und zurück zu gehen in die Gastro. Weil ich anscheinend nicht bereit bin, Opfer zu bringen für diese Ausbildung und ich sie dann auch nicht verdient habe?
Was mache ich wenn ich dann wieder eine Frau kennen lerne und ich vor dem selben Problem stehe? Es gibt Jobs in Kantinen usw. Vielleicht hätte ich einfach geduldiger sein sollen damals und auf einen solchen Job warten sollen? Vielleicht wäre meine Beziehung dann noch intakt und ich nicht so ein unsicheres Nervenbündel. (Dieser Gedanke schneidet wie ein Messer durch Butter) Vielleicht ist es aber auch sehr schwer so einen Job zu ergattern. Bereue ich es, wenn ich die Chance verpasse? Oder bereue ich es wenn meine Eltern mich weiter unterstützen und ich es nachher einfach nicht packe und das Geständnis „ich koche wieder“ dann noch schlimmer wird?
Ich bin ratlos.
Das ist ja eine ziemliche Textwand. Danke an jeden der sich das durchliest und seine Gedanken dazu äußert, ohne ALLZU SEHR zu „bewerten“.
mal schauen was hierbei heraus kommt. Ich denke, vielleicht hilft es mir auch ein bisschen, alles aufzuschreiben. Es wird sehr viel werden. Ich versuche es spannend zu schreiben, damit man nicht einschläft beim lesen und es etwas zu strukturieren. Dickes Danke an jeden, der sich das komplett durchliest.
Wie alles anfing
Es geht hier nicht nur um Berufliches sondern irgendwie um… Alles. Das letzte Jahr lief für mich irgendwie nicht so gut. Um das zu erklären, muss ich leider stark ausholen. Vor 8 Jahren habe ich meine Lehre als Koch in der gehobenen Gastronomie beendet. Joa war nie der Beste Job, aber ich kam damit klar. Gab schlechtere Zeiten (Betriebe) und Bessere. 2017 hatte ich es gerade eigentlich ziemlich gut und dachte das könnte gut genauso weiter gehen. Dann lernte ich eine Frau kennen.
Wir verliebten uns und es war alles superschön. Dann stellte ich aber bald fest, dass unsere Arbeitszeiten sehr verschieden waren. Sie: WE frei, Ich: Arbeit. Sie: 15 Uhr Feierabend, Ich: 11 Uhr Dienst, 22:30 Uhr Feierabend. Natürlich haben wir uns anfangs auch spätnachts getroffen, aber allzu lange ging das mit ihren Arbeitszeiten nicht gut. Wir würden uns auf Lange Sicht kaum sehen, selbst bei gemeinsamer Wohnung.
Raus aus der Gastro
Ich hatte Angst sie dadurch zu verlieren. Ich beschloss als Quereinsteiger die Branche zu wechseln. Scheißidee. Ich fühlte mich überall unwohl und nicht „passend“. Teilweise ging es so weit, dass ich im Auto morgens vor Dienstbeginn saß und geheult hab wie eine Mimose, weil ich den Gedanken furchtbar fand, jetzt wieder zu dieser Arbeitsstelle zu müssen. Dementsprechend hatte ich dann schon mehrere Sachen ausprobiert. Meine Freundin kriegte natürlich auch irgendwie mit, dass das alles nicht so wirklich erfolgreich war und war auch schon etwas angespannt.
Dann kamen meine Eltern auf mich zu, die gemerkt hatten, dass ich versuchen wollte aus der Gastro heraus zu kommen. Meine Mutter kommt auch aus der Gastro und hatte vollstes Verständnis und wünschte sich glaub ich auch, dass ich diese Branche ebenfalls wieder verlasse, zu meinem eigenen Besten. Wenn ich noch einen Schulabschluss nachmachen wollte, würden sie mich mit einem Taschengeld unterstützen, dass ich nicht in finanzielle Schwierigkeiten kommen würde. Das war weniger ein Angebot, sie wollten es auch unbedingt. Ich nahm also dankend an und besuchte 2 Jahre Vollzeit die Schule um mein Abi nachzumachen.
Abitur & Persönliche Veränderung
Erstaunlicherweise bestand ich mit 1,0. Es waren sehr erfolgreiche 2 Jahre und ich war auch stolz auf mich. Ich veränderte mich allerdings auch wesentlich. Aus einem selbstbewussten, eher extrovertierten und energetischem Menschen, der zwar Macken und Knackse hatte, aber mit sich selbst Total im Reinen war, wurde ein verkopftes, lerngestresstes Nervenbündel, was stundenlang Bücher wälzte, um auch noch das letzte Quäntchen aus jeder Projektarbeit raus zu holen. Stetig präsent war das Thema der Studienwahl (mein neues Ziel), womit ich auch die Nerven meiner Partnerin sehr strapazierte. Ich vernachlässigte auch emotional und zeitlich meine Beziehung. Mein Ein und Alles, was die hauptsächliche Motivation für meine Umschulung gewesen war.
Am Abend vor der Abiturprüfung trennten wir uns. Aus kommunizierten Gründen, die glaube ich nicht wirklich die Trennungsgründe waren, sondern nur eine Aufzählung an Sachen, die uns hin und wieder gestört hatten. Der eigentliche Trennungsgrund war denke ich meine Veränderung, mein Versäumnis. Und ich hatte die Sache auch noch angeleiert, weil ich merkte, dass sie unzufrieden war. Ich fühle mich bis heute mies deswegen. Ich glaube, sie hätte sich wohler gefühlt ich hätte nochmal eine Ausbildung gemacht. Das Studium war ihr nicht geheuer und ich selbst war mir auch unsicher damit und konnte sie nicht bestärken. Das war nicht der Hauptgrund, aber bestätigte sie wahrscheinlich, dass ich keine sichere Wahl war.
Ich holte mir mein Zeugnis ab und fühlte mich leer. Keine Freude. Die 1,0 war plötzlich n Scheiß wert. Im selben Monat segnete mein geliebtes Auto das zeitliche. Die Reparaturkosten waren für einen Studenten einfach nicht mehr zu rechtfertigen. Es war mein wertvollster Besitz. Ich hing an dieser Karre. Ich hatte sie mir zugelegt, als ich meine Herzensdame kennen lernte und das schmerzte dann irgendwie doppelt. Ich verlor meine Liebe, mein Auto, mein Zu Hause. Ich musste ausziehen und zeitweise bei meinen Eltern wohnen, bis ich eine Wohnung gefunden hatte. Schlimme Zeit für jemanden der sein Leben bis vor 2 Jahren komplett unabhängig gelebt hatte und für den seine Wohnung immer ein spezieller Ruhepol gewesen war. Ich möchte hier kein Mitleid heischen, nur meine Situation so darstellen, wie sie sich für mich anfühlte. Eine Wohnung als Student zu finden war schwer und lief nur über Vitamin B meines Vaters.
Studium & Resignation
Mein Eltern wollten mir natürlich auch weiterhin finanziell Rückendeckung geben. Das wusste ich sehr zu schätzen, aber grundsätzlich habe ich ein Bedürfnis nach Unabhängigkeit und es störte mich zunehmends. Ich wusste aber, dass ein Vollzeitstudium der Informatik (das war meine Wahl) in Regelstudienzeit nur schwer ohne Finanzspritzen zu bewerkstelligen ist, wenn man alleine wohnen möchte. Ich zog also in die neue Wohnung.
Ich glaube in mir drin wusste ich schon, dass ich eigentlich keinen Antrieb mehr hatte zu studieren. Informatik hatte ich gewählt, weil die Job-Aussichten gut waren, mich das Thema Computer interessierte und alles andere nicht wirklich eine Alternative war. Tja. Unterbewusst muss mir schon klar gewesen sein, dass das nicht die besten Aussichten waren, um ein knackiges Naturwissenschaftsstudium durchzuhalten. Meine Hauptmotivation, meine Partnerin, hatte ich auf dem Weg verloren. Nach kurzer Zeit stellte ich schnell fest, dass das Studium der Horror war und mich die Theorie nicht nur nicht interessierte, sondern in einigen Kursen schon auf einem Niveau eingestiegen wurde, gegen das ein Abi ein feuchter Dreck ist. Und um mich da reinzuknien, fehlte mir schlicht und einfach der Antrieb. Ich hielt nicht durch und brach ab.
Plan B: Zweite Ausbildung?
Ich entschied mich, mich um einen Ausbildungsplatz als Programmierer zu bewerben. Ich hatte im Studium und bei einem Betriebspraktikum festgestellt, dass ich diese Praxis angenehm fand und ich konnte mir vorstellen gegen Bezahlung 8h am Tag damit zu verbringen. Inzwischen vermute ich, dass ich das nur gemacht habe um meinen Eltern, die mich ja unterstützen, nicht sagen zu müssen, dass ich alles in den Wind werfe. Nicht weil mich der Job so reizt oder weil ich das unbedingt will sondern um sie nicht zu enttäuschen. Um mich nicht undankbar zu fühlen. Ich hatte ihnen mehrfach angeboten, alles zurückzuzahlen aber sie wollten es nie.
Im Sommer 2021 soll meine Ausbildung beginnen. Nochmal 3 Jahre kein richtiges Gehalt. Seit 3 Jahren habe ich mir nun keine persönlichen Wünsche mehr erfüllt. Keine Klamotten, keine Möbel, nur das allernötigste, damit ich über die Runden komme. Und vor allem beginnt die finanzielle Abhängigkeit von meinen Eltern sich immer mehr in einer depressiv anmutenden Stimmung zu manifestieren. Als ich selbstständig war und als Koch meinen Lebensunterhalt bestritt fühlte ich mich stark, selbstsicher und charakterlich gefestigt. Ich kannte meine Stärken und Schwächen und wusste wie ich meinen Weg gehen musste. Entscheidungen fällte ich nach kurzem aber genauen Abwägen, ich war ein Mann der mit beiden Beinen im Leben stand. Jetzt bin ich ein Häufchen Elend.
Meine speziellen Bedürfnisse, Macken und Schwierigkeiten
Ich habe ein paar Ticks und Macken, die sich durch die momentanen Umstände noch intensiviert haben und die es mir nicht einfacher machen. Ich habe eine Aversion gegen öffentliche Verkehrsmittel. Die hatte ich schon immer. Ich weiß nicht was es ist, ich fühle mich nur sehr unwohl in ihnen und wenn ich eine Viertel Stunde Zug fahre fühle ich mich ungelogen als wäre ich einen Marathon gelaufen. Ich sacke regelrecht zusammen und habe keine Energie mehr. Daher habe ich bis jetzt immer da gewohnt, wo ich arbeite. Aufgrund von körperlichen Gebrechen an den Füßen löst das Fahrrad fahren über längere Zeit bei mir ebenfalls Beschwerden aus, wegen denen ich jetzt (mal wieder) operiert werden muss. Ich fühlte mich daher immer sehr frei und etwas sorgenloser/beschwerdefreier als ich noch mein Auto hatte. Und natürlich war es mir auch deswegen so wertvoll. Nach meiner Partnerin, kam direkt mein Auto. Dass ich keine Waschmaschine im Haus habe, sondern meine Wäsche immer zum Waschsalon transportieren muss, macht die Sache leider nicht einfacher. Ich weiß es gibt auch andere Leute in meiner Situation und es gibt auch bei weitem Schlimmeres, aber ich tue mich irgendwie besonders schwer mit all diesen Dingen. Ich glaube jeder hat einfach bestimmte individuelle Bedürfnisse und ich scheine da etwas empfindlicher zu sein, keine Ahnung. Was ich sagen kann ist, dass ich mit der momentanen Situation nicht gut umgehen kann und dass ich sie ändern will.
Ich will was verändern. Aber wie am Besten?
Leider gibt es für einen gelernten Koch aufgrund von Corona kaum vernünftige Jobangebote, die über das ALG hinausgehen. Ich bin natürlich weiterhin auf der Suche, weil wenn einem was nicht gefällt, muss man seinen Hintern hochbekommen. Da macht mir aber die Pandemie leider einen Strich durch die Rechnung. Somit intensiviert sich das Problem der finanziellen Abhängigkeit von meinen Eltern auch immer weiter und gleichzeitig wächst auch mein schlechtes Gewissen denn:
Zweifel
Ich bin mir mittlerweile nicht mehr sicher ob das mit der Ausbildung eine gute Idee ist. Ich glaube ich habe diesen Vertrag nur organisiert, damit meine Eltern nicht enttäuscht sind. Ich habe wieder keine Motivation. Außer vielleicht bessere Arbeitszeiten als in der a la carte Gastronomie. Aber ich weiß nicht ob mir das reicht, die nächsten 3 Jahre ohne eigenes Gehalt und ohne Verbesserung meiner Lebensqualität (ich weiß, Meckern auf hohem Niveau) durchzuhalten. Ich könnte nämlich auch einfach den schnellsten Weg (und den des geringsten Widerstands) gehen und wieder in die Gastro gehen, sobald der Lockdown zu Ende ist. Das dachte ich heute morgen beim Aufwachen. Der Ausbildungsvertrag war eine sehr fixe Idee. Diese Stelle ist 70km weit weg. Eine Wohnung dort zu finden ist unmöglich (Wohnraum knapp und teuer, ich Azubi). Öffentliche Verkehrsmittel gingen, wären aber 4h Fahrt pro Tag. 4h. Mit dem Auto 2h pro Tag. Aber kein Auto hält das lange aus. Meine Eltern würden mir für den Zweck tatsächlich die Spritkosten bezahlen. Aber… Das möchte ich eigentlich gar nicht. Mir behagt es ja auch nicht zu 100%, dass sie in mich investieren. Die sind schließlich auch nicht richie rich. (Von Reparaturkosten ganz zu schweigen, ich kann ja auch keinen Gebrauchten für 6000 Euro kaufen, ich habe schließlich kaum Ersparnisse)
Ich bin kurz davor alles hinzuwerfen und zurück zu gehen in die Gastro. Weil ich anscheinend nicht bereit bin, Opfer zu bringen für diese Ausbildung und ich sie dann auch nicht verdient habe?
Was mache ich wenn ich dann wieder eine Frau kennen lerne und ich vor dem selben Problem stehe? Es gibt Jobs in Kantinen usw. Vielleicht hätte ich einfach geduldiger sein sollen damals und auf einen solchen Job warten sollen? Vielleicht wäre meine Beziehung dann noch intakt und ich nicht so ein unsicheres Nervenbündel. (Dieser Gedanke schneidet wie ein Messer durch Butter) Vielleicht ist es aber auch sehr schwer so einen Job zu ergattern. Bereue ich es, wenn ich die Chance verpasse? Oder bereue ich es wenn meine Eltern mich weiter unterstützen und ich es nachher einfach nicht packe und das Geständnis „ich koche wieder“ dann noch schlimmer wird?
Ich bin ratlos.
Das ist ja eine ziemliche Textwand. Danke an jeden der sich das durchliest und seine Gedanken dazu äußert, ohne ALLZU SEHR zu „bewerten“.
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