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Gast
- #1
Ich komme eigentlich aus Berlin und bin zum Studieren an den Bodensee gezogen. Diese Lösung war recht sinnvoll, da ich einen Wahnsinns-Job in der Schweiz habe, den ich so behalten kann, und da meine Freundin in Nürnberg auch noch irgendwie erreichbar ist (wenn auch mit viel Fahrerei).
Nachdem ich bereits die Studienrichtung und die Hochschule gewechselt habe, gefällts mir hier schon etwas besser. Trotzdem bin ich nach wie vor unsicher, ob es das wirklich ist. Dieses Nachdenken hängt auch sehr damit zusammen, dass meine Beschäftigung in der Schweiz durch Corona leider nicht die besten Zukunftsaussichten hat. Momentan tendiere ich dazu, bei Kündigung sofort die Kurve zu kratzen.
Eigentlich hat mich das vermeintlich idyllische Leben in Nähe der Natur und auch die Kleinstadt-Erfahrung sehr gereizt und mich zu dieser damaligen Entscheidung gebracht. Nur merke ich nach fast zwei Jahren hier, dass viel Wasser nicht gleich zu viel Konfrontation damit führt und dass man die Berge zwar sieht, ohne Auto aber auch nicht wirklich in Kontakt kommt.
Was mich jedoch brutal stört, ist dieser extreme Provinz-Charakter, der Menschen hier. Obwohl 100.000 EW auch wirklich kein Kaff ist, sind die Gehwege ab 8 Uhr oben. Alles ist teuerer als in den meisten anderen Städten (WGs, Restaurants, sogar Preise in Baumärkten), die Gegend besteht fast nur aus ü60-Touristen und meine Kommilitonen kommen ALLE aus Stuttgart und Speckgürtel. Das ganze gibt der Uni leider einen total dörflichen Charakter, da alle aus der gleichen Gegend kommen, viele gleich reden und der gefühlte Anspruch der meisten darin besteht, mit 30 Haus, Kinder und Benz zu haben. Dieses Mindset variiert natürlich stark, je nach Studiengang aber ist trotzdem irgendwie allgegenwärtig. Zusätzlich ist man hier Bahntechnisch völlig isoliert. Dass die Entfernung nach Hause oder zumindest in andere Landesteile groß sein würde, wusste ich, aber dass Angebot von Bahn und Bus so dermaßen ausgedünnt ist, macht das Rauskommen zusätzlich schwer.
Ich habe schon in anderen Städten gewohnt und gelernt, dass viel Angebot nicht immer gleich zu Nutzung dessen führt. Trotzdem fühle ich mich irgendwie besser damit, auch nach 20 Uhr einkaufen zu können, nicht alles bestellen zu müssen, weil es von allem genug Auswahl vor Ort gibt und nicht ständig die gleichen Gesichter überall zu sehen.
Was mich bisher abhält, sind folgende Gründe:
-Ich bin in den letzten Jahren wirklich oft umgezogen und würde gerne mal ankommen.
-Ich bin nun in meinem neuen Studienfach erst im zweiten Semester müsste an einer anderen Uni wohl wieder im ersten anfangen, da es den Studiengang nicht 1zu1 an anderen Orten gibt.
-Dazu kommt, dass ich nach mehreren Jahren Berufsleben nun schon fast 26 bin und das Studium wirklich nur als Mittel zum Zweck sehe. Das Ende also nicht noch in die Länge ziehen möchte.
Ich weiß, dass ich mit etwas mehr Offenheit vielleicht eine bessere Zeit hätte. Nur leider fühle ich mich durch das Aufwachsen und Leben in verschiedenen Großstädten irgendwie gespoilert. Letztlich bin ich auch nicht der Intensivstudent, der die geringe Ablenkung genießt, um sich voll der Lehre zu widmen.
Die Erzählungen von Freunden und Verwandten, die in die kleinsten Bauernkäffer mussten, weil sie eben nur dort studieren konnten/durften, stimmen mich noch etwas zuversichtlich, da bei vielen ab irgendeinem Zeitpunkt der Knoten platzte und es doch irgendwie ok war.
Ein paar Freunde habe ich hier gefunden, wenn ich auch das Gefühl habe, dass diese Freundschaften ohne Kontakt sofort eingehen würden. Ich bin nicht der übermäßig soziale Mensch, der ständig viele Freunde um sich herum benötigt und bin meist schon damit überfordert, den Kontakt in die Heimat aufrechtzuerhalten.
Was wäre euer Rat? Augen zu und durch oder aufhören, Zeit zu vergeuden? Auch wenn sich mein Bericht sehr negativ anhört, bin ich trotzdem der Meinung, nicht die aller schlechteste Entscheidung getroffen zu haben, da es einen mit dem Studienort bestimmt noch deutlich schwerer treffen kann...
Nachdem ich bereits die Studienrichtung und die Hochschule gewechselt habe, gefällts mir hier schon etwas besser. Trotzdem bin ich nach wie vor unsicher, ob es das wirklich ist. Dieses Nachdenken hängt auch sehr damit zusammen, dass meine Beschäftigung in der Schweiz durch Corona leider nicht die besten Zukunftsaussichten hat. Momentan tendiere ich dazu, bei Kündigung sofort die Kurve zu kratzen.
Eigentlich hat mich das vermeintlich idyllische Leben in Nähe der Natur und auch die Kleinstadt-Erfahrung sehr gereizt und mich zu dieser damaligen Entscheidung gebracht. Nur merke ich nach fast zwei Jahren hier, dass viel Wasser nicht gleich zu viel Konfrontation damit führt und dass man die Berge zwar sieht, ohne Auto aber auch nicht wirklich in Kontakt kommt.
Was mich jedoch brutal stört, ist dieser extreme Provinz-Charakter, der Menschen hier. Obwohl 100.000 EW auch wirklich kein Kaff ist, sind die Gehwege ab 8 Uhr oben. Alles ist teuerer als in den meisten anderen Städten (WGs, Restaurants, sogar Preise in Baumärkten), die Gegend besteht fast nur aus ü60-Touristen und meine Kommilitonen kommen ALLE aus Stuttgart und Speckgürtel. Das ganze gibt der Uni leider einen total dörflichen Charakter, da alle aus der gleichen Gegend kommen, viele gleich reden und der gefühlte Anspruch der meisten darin besteht, mit 30 Haus, Kinder und Benz zu haben. Dieses Mindset variiert natürlich stark, je nach Studiengang aber ist trotzdem irgendwie allgegenwärtig. Zusätzlich ist man hier Bahntechnisch völlig isoliert. Dass die Entfernung nach Hause oder zumindest in andere Landesteile groß sein würde, wusste ich, aber dass Angebot von Bahn und Bus so dermaßen ausgedünnt ist, macht das Rauskommen zusätzlich schwer.
Ich habe schon in anderen Städten gewohnt und gelernt, dass viel Angebot nicht immer gleich zu Nutzung dessen führt. Trotzdem fühle ich mich irgendwie besser damit, auch nach 20 Uhr einkaufen zu können, nicht alles bestellen zu müssen, weil es von allem genug Auswahl vor Ort gibt und nicht ständig die gleichen Gesichter überall zu sehen.
Was mich bisher abhält, sind folgende Gründe:
-Ich bin in den letzten Jahren wirklich oft umgezogen und würde gerne mal ankommen.
-Ich bin nun in meinem neuen Studienfach erst im zweiten Semester müsste an einer anderen Uni wohl wieder im ersten anfangen, da es den Studiengang nicht 1zu1 an anderen Orten gibt.
-Dazu kommt, dass ich nach mehreren Jahren Berufsleben nun schon fast 26 bin und das Studium wirklich nur als Mittel zum Zweck sehe. Das Ende also nicht noch in die Länge ziehen möchte.
Ich weiß, dass ich mit etwas mehr Offenheit vielleicht eine bessere Zeit hätte. Nur leider fühle ich mich durch das Aufwachsen und Leben in verschiedenen Großstädten irgendwie gespoilert. Letztlich bin ich auch nicht der Intensivstudent, der die geringe Ablenkung genießt, um sich voll der Lehre zu widmen.
Die Erzählungen von Freunden und Verwandten, die in die kleinsten Bauernkäffer mussten, weil sie eben nur dort studieren konnten/durften, stimmen mich noch etwas zuversichtlich, da bei vielen ab irgendeinem Zeitpunkt der Knoten platzte und es doch irgendwie ok war.
Ein paar Freunde habe ich hier gefunden, wenn ich auch das Gefühl habe, dass diese Freundschaften ohne Kontakt sofort eingehen würden. Ich bin nicht der übermäßig soziale Mensch, der ständig viele Freunde um sich herum benötigt und bin meist schon damit überfordert, den Kontakt in die Heimat aufrechtzuerhalten.
Was wäre euer Rat? Augen zu und durch oder aufhören, Zeit zu vergeuden? Auch wenn sich mein Bericht sehr negativ anhört, bin ich trotzdem der Meinung, nicht die aller schlechteste Entscheidung getroffen zu haben, da es einen mit dem Studienort bestimmt noch deutlich schwerer treffen kann...