
Benutzer207205
Sorgt für Gesprächsstoff
- #1
Tja, da bin ich wieder…
Ein herzliches Hallo an alle, die mich noch kennen! Und ein herzliches Hallo auch an alle, die ich in den letzten 4 Jahren nicht kennengelernt habe – ich freue mich darauf, euch kennenzulernen!
4 Jahre ist es her. 4 Jahre war ich nicht auf PL. Von heute auf morgen, hastig den Account gelöscht. An all diejenigen, mit denen ich per PNs in Kontakt stand und die nie erfahren haben, wieso ich plötzlich weg war: Es tut mir leid, dass ich mich nicht verabschiedet habe. Es tut mir leid, dass ich es euch nicht erklären konnte. Ganz besonders möchte ich mich bei Caterinaxoxo entschuldigen – auch, wenn ich glaube, dass sie mittlerweile wohl gar nicht mehr hier aktiv ist…
Was war los (und an der Stelle: Sorry für den langen Text – in 4-5 Jahren passiert halt so einiges…)
Naja, vielleicht erinnert ihr euch noch an mich und Zuckerdöschen. Vielleicht erinnert ihr euch auch an unsere Geschichte, die Kurzfassung gibt's hier nochmal. Lohnt sich vielleicht als kurzes Intro zu lesen.
Kurzes Update zum Post: Wir sind nicht mehr zusammen und haben mittlerweile auch keinen Kontakt mehr.
Wie in dem Post schon zu lesen war, war unsere Situation nicht ganz einfach. Sie ist chronisch krank (nichts direkt lebensbedrohliches, aber eben doch so, dass es eine regelmäßige medizinische Versorgung brauchte), lebte mit ihrem Partner bis dahin bereits seit ca. 10 Jahren zusammen.
Und auch ich befand mich in einer Situation, die nicht besonders gut dafür ausgelegt war, einfach mal so den Lebensmittelpunkt zu verlegen.
Ich bin verheiratet und hatte damals 2 Kinder, als wir uns kennenlernten. In meiner Ehe gab es nach Kind 1 eine Fehlgeburt, die uns schwer zugesetzt hat und in der ich die Ursache für unsere Probleme sehe, die bis heute, wenn auch deutlich milder, anhalten. Es ging in unserer Ehe plötzlich nur noch um Kind zwei. Sex gabs nur noch zu fruchtbaren Tagen und ohne wirkliche Nähe… Und danach, als Kind 2 dann endlich war und ich auf Besserung hoffte, gabs gar keinen Sex mehr – einfach, weil keine Nähe mehr da war. Ich suchte sie auch nicht mehr, so viel war zerbrochen…
Mit Zuckerdöschen hier auf PL zu schreiben, war Anfangs eine unfassbar tolle Ausflucht aus dem Alltag. Und tatsächlich half es mir auch, meiner Frau wieder näher zu kommen. Was ich damals nicht verstand: Ich kam meiner Frau wieder näher, weil ich mir eigentlich Zuckerdöschens Nähe wünschte. Sie war aber so weit weg, der Gedanke an eine Beziehung so unrealistisch. Sie in Österreich, ich in Deutschland. Sie in einer langjährigen Beziehung, ich verheiratet mit 2 Kindern. Aber unsere Nähe zueinander stachelte uns gegenseitig an, sodass wir auch wieder mit unseren Partnern intim wurden…
Und doch, je mehr wir schrieben, desto mehr verliebten wir uns ineinander.
Wo ich ihr gegenüber nicht fair war: Ich hab sie belogen. Und nicht nur einmal.
Das war scheiße, ganz klar. Aber ich wusste nicht mehr, wie ich aus der Situation herauskommen sollte. Ich hab ihr Anfangs, weil ich meine Privatsphäre schützen wollte, nicht erzählt, wie es privat um mich gestellt ist. Sie wusste von meiner Frau, dachte allerdings, es sei „nur" eine langjährige Beziehung, keine Ehe. Und: Sie wusste nichts von meinen beiden Kindern. Ich hab es ihr Anfangs verschwiegen und je länger es dauerte, desto blöder wurde es für mich.
Noch bevor wir uns unsere Liebe gestanden, fiel der ganze Scheiß natürlich auf. Sie konfrontierte mich damit und, mit der Pistole auf der Brust, gestand ich ihr, dass ich verheiratet bin und 2 Kinder habe… Sie brauchte ein wenig Zeit, was natürlich verständlich war. Trotz allem verzieh sie mir, worüber ich unfassbar dankbar war. Und das sagte ich ihr auch. Ich weiß nicht, wie ich an ihrer Stelle reagiert hätte. Und genau davor hatte ich wohl Angst. Ich hatte Angst, sie zu verlieren, und da der Gedanke daran unfassbar schmerzte, schwieg ich lieber.
Im Sommer 2018 überschlugen sich dann die Ereignisse – meine Frau erfuhr, dass sie nochmals schwanger war. Wir waren uns, wie gesagt, durch die Nähe zu Zuckerdöschen, auch wieder etwas näher gekommen und natürlich waren wir gleich dabei… Ich erzählte es Zuckerdöschen, wollte nicht den gleichen Fehler erneut machen, was für sie auch absolut in Ordnung war.
Zuckerdöschen gestand mir wenige Tage darauf ihre Liebe und ich drehte fast durch… Ich fühlte mich so unfassbar glücklich und so unfassbar gefangen zugleich. Gefangen in einem Leben, das ich nicht mehr wollte, mit einer Frau, die ich nicht mehr liebte.
Ich sagte zu Zuckerdöschen, dass ich erst mal meiner Verantwortung gerecht werden will. Ich kannte es von den ersten beiden Kindern, es ist einfach keine One-Man-Show. Vor allem dann nicht, wenn du noch 2 weitere Kinder hast. Ich wollte meiner Frau also unter die Arme greifen, zumindest die ersten 18 Monate. Danach, wollte ich mich dann trennen.
Für sie war sofort klar, auch das war ein unfassbar großer Schritt auf mich zu, dass sie den Weg der Fernbeziehung mit mir geht und danach zu mir nach Deutschland kommen wird. Und sie freute sich auf ihre Bonuskinder. Sie liebte sie irgendwann, als wären sie ihre eigenen. Ich ließ sie so gut es ging an allem teilhaben. Setzte mich für den Namen ein, den wir beiden toll fanden… Und den Hasen, den mein drittes Kind später als Kuscheltier bekam, war deshalb ein Hase, weil ich Zuckerdöschen immer Häschen nannte. Und er von Haus aus Semmelbrösel hieß – ein österreichisches Wort, als sei es ein Geschenk von ihr...
Alles, was wir erlebten, schien sich immer wie Schicksal zu fügen. Als wäre all das, was wir taten, von Gott gewollt. Ja, Blödsinn, weiß ich mittlerweile auch.
Um in der Zwischenzeit sicher zu sein, dass das zwischen Zuckerdöschen und mir mehr als nur heiße Luft war, nahmen wir uns fest vor, uns zu treffen, möglichst oft. Und, wie im Post zu lesen, lief es auch super gut. Wir harmonierten unfassbar gut zueinander.
Von Januar bis August 2018 trafen wir uns 3 Mal. Das 4 Treffen hatten wir für Januar 2019, unbegrenzt Urlaub hatten wir ja leider nicht.
Von alldem wusste meine Frau nichts. Wir wollten vermeiden, vielleicht war es auch nur mein Wunsch und Zuckerdöschen trug ihn mit, dass ich meine Frau wegen „einer Anderen" verlasse und sie den Fehler nur in „der Anderen" sieht – anstatt anzuerkennen, dass wir selbst es nicht hingekriegt hatten. Ich wollte vermeiden, dass Zuckerdöschen in ein Kriegsgebiet zieht und als der Kriegsgrund angesehen wird. Ich wollte sie schützen, unsere Beziehung schützen. Wollte nicht, dass meine Kinder sie als „die Böse, die sich zwischen Mama und Papa gedrängt hat", sehen… Ich wollte erst die saubere Trennung und dann ne neue Frau in meinem Leben haben.
Daher sagte ich meiner Frau nichts.
Zuckerdöschen hingegen versuchte sich von ihrem Freund zu trennen, was aber auch nicht so einfach war. Die Wohnungslage ist unfassbar bescheiden in Wien, ich unterstütze sie dabei so gut ich konnte, aber musste auch feststellen, dass ein Wohnungswechsel in Wien fast unmöglich ist. Sie wollte aber auch, und das schien mir auch logisch, nicht nach Deutschland kommen und hier als „Frau auf Abruf" sitzen, bis die Situation bei mir und meiner Frau geklärt war. Auch verständlich. Wir befanden uns also gefühlt in einer Zwickmühle. Sie hatte sich zwar wohl von ihrem Freund getrennt, aber da sie weiter mit ihm zusammenleben musste, war es irgendwie dann wohl doch auch nur ein Lippenbekenntnis und nur so halb offiziell, was weiß ich…
Zwischen meiner Frau und mir entwickelte es sich in die gefühlt „richtige" Richtung, wir standen kurz vor der Trennung.
Mein drittes Kind war dann fast ein Jahr alt, als das passierte, was passieren musste, Lügen haben nun mal kurze Beine.
Meine Frau fand heraus, dass es Zuckerdöschen gab. Und sie spionierte mir nicht mal nach. Ich kam betrunken nach Hause, legte mich ins Bett und schrieb Zuckerdöschen noch, dass ich sie liebe und fiel dabei in einen narkoseartigen Tiefschlaf. Meine Frau wachte durch mein Nachhausekommen auf und musste auf Toilette – und fand mich schlafend vor dem Handy – mit dem Chatverlauf noch offen…
Das war der 16. Dezember 2019.
Betrunken wie ich war, musste ich mit meiner Frau sprechen – und sie fragte mich Sachen, auf die ich selbst nüchtern keine Antworten wusste…
Ich denke im Nachhinein, dass das der Todesstoß für Zuckerdöschens und meiner Beziehung war. Ich hätte in der Nacht zu ihr stehen müssen. Hätte meiner Frau sagen sollen, dass ich Zuckerdöschen liebe und ich mich von ihr trennen werde. Dass ich sie bereits mehrfach getroffen hatte und ich mir sicher war. Aber das alles hätte Zuckerdöschen in genau die Lage gebracht, die ich vermeiden wollte. Ich wollte einfach nicht, dass auf sie Schuld abgeladen werden konnte. Dass sie Schuld am Scheitern unserer Ehe bekommen würde. Ich war konfrontiert mit 1000 Fragen und musste antworten. Ich könnte es auf den Alkohol schieben, aber der einzige Ausweg, den ich fand, war die Lüge. Mein Verhalten war einfach scheiße: Ich log meine Frau an und verleugnete damit auch Zuckerdöschen.
Ich sagte ihr, dass ich auf der Suche nach Lösungen für die Probleme unserer Ehe war (was tatsächlich zunächst einer der Hauptgründe für meine Aktivität auf PL war) und dabei jemanden kennengelernt hatte. Aber ich sagte ihr nicht, dass ich sie mehrfach getroffen hatte. Und ich versprach ihr, es zu beenden.
Noch in der Nacht schrieb ich Flo, dass er bitte meinen Account löschen soll. Zu groß war die Angst, dass meine Frau hinter alles kam.
Ich wollte vor allem Zuckerdöschen schützen, so gut ich konnte. Ich wollte nicht, dass sie herausfand, wer sie war. Und auch sie löschte ihren Account hier in der gleichen Nacht.
Ich erklärte Zuckerdöschen die Situation, dass ich in der Lüge den einzigen Ausweg fand. Dass ich sie schützen wollte.
Sie war natürlich enttäuscht. Sie hätte lieber all die Schuld auf sich genommen, wäre aber unserer Beziehung ein Stück näher gekommen…
Ich hatte keinen wirklichen Plan, wie es weitergehen sollte. Wie die Geschichte zu alldem aussehen sollte. Als ob meine Frau sich nicht erinnern würde, wenn ich mich trennen würde und kurze Zeit später wieder ne Freundin hätte, die so aussah wie die Frau damals auf dem Handy… Ich versuchte, mich und die Situation zu retten, irgendwie würde es mir schon gelingen. Ich dachte mir, wenn die Ehe erst mal rum ist, ist es sicher eine gute Geschichte, dass ich mich wieder auf PL angemeldet hätte, wieder mit ihr ins Schreiben kam und so weiter und sie deswegen dann halt irgendwann plötzlich wieder in meinem Leben war. Um dann aber nicht die Schuld zu kriegen, musste meine Frau den Eindruck haben, als sei wirklich alles aus… Das machte es für Zuckerdöschen und mich nicht leichter…
Im Januar 2020 trafen wir uns wie geplant nochmal. Es war ein schönes Treffen, wenngleich auch bedrückt durch die Gesamtsituation. Als dann kurze Zeit später die Reisebeschränkungen durch Corona aufkamen, fühlten wir uns völlig ohnmächtig. Zumal es für sie, aufgrund ihrer chronischen Erkrankung, ohnehin nicht witzig war.
Das Jahr 2020 war furchtbar. Ihr Freund war dann plötzlich nur noch im Homeoffice, sodass wir so gut wie keine Möglichkeit mehr zum Telefonieren hatten. Wir waren immer mehr mit unseren Gedanken alleine und verloren uns immer weiter… Unsere Beziehung war irgendwie auf Stand-by, so wie gefühlt der Rest des Lebens während Corona. Man hat irgendwie darauf gehofft, dass das alles endlich vorbei sein würde und man sein gewohntes Leben wieder leben könnte…
Im Dezember 2020 sagte ich Zuckerdöschen, dass ich das Gefühl habe, sie würde mir entgleiten. Als würde sie mir ihr Herz nicht mehr ausschütten, im Gegenteil, als würde sie es vor mir verschließen. Sie verneinte es.
Im Januar 2021 trennte sie sich dann doch von mir. Sie begründete es durch ihre Eltern, die sie nicht alleine lassen könne. Ihr Vater wurde unmittelbar davor schwer krank. Und die Situation mit all den Lügen um uns, um unsere Beziehung… das würde einfach nicht funktionieren.
Und doch… richtig los kamen wir nie voneinander.
Wir waren so viel mehr als nur ein Paar. Wir sahen uns immer als Seelenzwillinge und hatten auch nach der Trennung unfassbar viel Kontakt, wenn auch nur schriftlich, telefonieren ging im zweiten Coronajahr weiterhin nicht. Irgendwann wurde immer mehr offensichtlich, dass es aber nicht nur an ihrem Vater lag, sondern auch daran, dass ich ganz offensichtliche Fehler in unserer Beziehung gemacht hatte. Zwar immer mit guter Absicht, aber eben Fehler. Die Lüge mit den Kindern… Die Lüge im Dezember 2019… und schließlich eine, die mit all dem zwischen uns nichts zu tun hatte, aber die wieder mal meine unfassbar großen Verlust- und Versagensängste offenlegten… Ich gestand ihr nach der Beendigung unserer Beziehung, dass ich mein Masterstudium nicht vollständig abgeschlossen hatte. Ich schämte mich dafür in Grund und Boden, fühlte mich wie ein Versager. Ich arbeitete zu der Zeit bereits als Werksstudent bei meinem Arbeitgeber und der hatte mir bereits ein Angebot zur Übernahme nach meiner Masterarbeit vorgelegt, die ich in seiner Firma schrieb.
Ich kam mit meinem Masterstudium aber nie so vorwärts wie geplant, zwischen Hausbauen, Kinderkriegen und Arbeiten war das nebenher Studieren einfach nicht so einfach wie vorgestellt. Ich war gut im Rennen, notentechnisch, aber hatte zu dem Zeitpunkt, als ich mit der Masterarbeit anfing, noch nicht alle Prüfungen geschrieben. Mein Plan war, zwar zum Ende des Wintersemesters meine Masterarbeit abzugeben, bei meinem Arbeitgeber fest anzufangen, und im Sommersemester die letzten Prüfungen noch irgendwie abzulegen – bis ich erfuhr, dass ich keine Semester mehr übrig hatte: Ich durfte schlicht im Sommer nicht mehr studieren. Ich gab die Masterarbeit ab und wurde ohne Masterabschluss zwangsexmatrikuliert. Ich war am Boden zerstört, fühlte mich unfassbar schlecht, schämte mich, vor mir selbst, vor meinen Eltern, meiner Frau, meinen Kindern, meinem Arbeitgeber… und vor Zuckerdöschen. Ich log erneut und schwor mir, nie irgendjemandem davon zu erzählen und mit der Schmach einfach zu leben…
Zuckerdöschen erzählte mir nach der Trennung von ihren Verlust- und Versagensängsten… und ich wollte ihr eigentlich helfen, sie unterstützen. Ihr zeigen, dass so viel mehr Menschen damit kämpfen, als man glaubt. Dass aber jeder immer denkt, man sei damit alleine und sich deswegen dafür schämt. Und um sie zu unterstützen, ihr zu zeigen, dass sie nicht alleine damit ist und auch ich damit kämpfe – und um ihr auch zu zeigen, dass ich mich nach den Lügen, zumindest gegenüber ihr, geändert habe, dass ich ihr alles sage, erzählte ich ihr von meinem missglückten Abschluss – etwas, was ich mir wie gesagt geschworen hatte, mit ins Grab zu nehmen.
Zuckerdöschen zeigte sich davon unfassbar enttäuscht. Sie sagte, es wäre eine weitere Lüge, die ihr Vertrauen in uns weiter erodieren würde. Dass ich Angst hatte, ließ sie nicht gelten. Auch nicht, dass ich es ihr, anders als damals mit den Kindern, nicht erst mit der Pistole auf der Brust, sondern aus freien Stücken und ohne Not erzählt habe, ließ sie nicht gelten. Sie sagte später mal, dass das der Punkt für sie war, an dem sie spätestens wusste, dass es kein Zurück in eine gemeinsame Zukunft für sie geben würde… Ich sagte ihr, dass ich einfach die Zeit brauchte, um damit klarzukommen, und ich es ihr ja jetzt anvertraut habe, aber das zählte nicht… Letztlich trat das ein, was ich vermeiden wollte. Sie distanzierte sich – nicht wegen meines mangelnden Abschlusses, sondern, weil ich mich ihr nicht frühzeitig anvertraut hatte.
Zuckerdöschen versuchte, die Beziehung zu ihrem Freund zu retten. Und so tat ich es auch mit meiner Frau. Im Januar 2023, fast 2 Jahre nach dem Beziehungsende und fast 4 Jahre nach unserem ersten Treffen, stellten wir den Kontakt ein. Wie verloren uns in der Zeit davor immer mehr in Streitereien, wer was wann falsch gemacht und wer wann wo wen enttäuscht hat und wieso diese und jene Aktion nicht geholfen hatte und so weiter und so fort – bis wir beide so verletzt waren, dass nur noch der Abbruch blieb. Zu sehr verletzt waren unsere Herzen und konnten nicht heilen, wenn sie jeden Tag aufs Neue verletzt würden.
Seitdem ist Funkstille. Ich habs noch ein paar Mal probiert, erreiche sie aber nicht mehr.
Fuck, ich denke jeden Tag an sie. Es gibt so vieles, was mich an sie erinnert. Ich fühle mich ohne sie schlicht unvollständig. Seit fast 3 Jahren sind wir kein Paar mehr. Seit fast einem Jahr Kontaktabbruch. Aber Gott, wie soll ich je aufhören, an sie zu denken? Wie soll mein Herz je heilen?
Mit meiner Frau versuche ich, die Probleme vergangener Tage auszuräumen und muss auch sagen, dass es verhältnismäßig gut klappt. Es ist aus meiner Sicht aber einfach nicht zu vergleichen mit den Gefühlen, die ich mit Zuckerdöschen hatte. Und so etwas habe ich nie davor erlebt und werde es wohl auch nie mehr. Ich hab kaum jemanden, mit dem ich darüber reden kann. Ich versuche einfach, mit dem, was ich habe, zufrieden zu sein. Denn es gibt tausende Menschen, die sich das wünschen würden, was ich habe. Gesunde Kinder, Frau, gute Arbeit, Haus und Hund. Und es ist ja auch nicht alles Gold, was bei den anderen glänzt.
Nun, warum erzähle ich euch das alles? Warum habe ich mich wieder hier angemeldet, was ist meine Erwartung? Ich kann es nicht sagen. Ich erwarte jedenfalls kein Mitleid, bin aber auch nicht so masochistisch veranlagt, dass ich mir von euch noch eine rhetorische Tracht Prügel für meine Lügen einholen muss. Ich freue mich aber über Ratschläge, natürlich. Aber ich weiß es einfach nicht, was mich dazu veranlasst hat, euch das alles zu erzählen. Und vielleicht wollt ich, wenn ich jetzt schon wieder einen Neuanfang hier mache, ihn nicht einfach als „irgendwer" machen, sondern dazu stehen, wer ich früher hier war und ihn auch hier richtig machen und euch erzählen, wer ich bin und was ich tat. Ohne etwas zu verheimlichen. Wurde dadurch halt n bisschen länger, haha, sorry.
Für mich war es einfach wichtig, das alles aufzuschreiben. In einer Community, die ich als unfassbar positiv in Erinnerung habe. Vielleicht auch als eine Art Therapie für mich, weil ich nach wie vor einfach unfassbare Schwierigkeiten damit habe, all das hinter mir zu lassen und nach vorne zu blicken. Aber ich habs einfach vermasselt, hab den einen Menschen verloren, mit dem es hätte wirklich unfassbar gut werden können… Und versuchs jetzt eben wieder mit dem Menschen, wo vielleicht das Matching nicht bei 1000 Prozent liegt, aber eben der Weg geebnet ist… Keine Ahnung.
Wie dem auch sei: Hier bin ich wieder. Hello again.
Ein herzliches Hallo an alle, die mich noch kennen! Und ein herzliches Hallo auch an alle, die ich in den letzten 4 Jahren nicht kennengelernt habe – ich freue mich darauf, euch kennenzulernen!
4 Jahre ist es her. 4 Jahre war ich nicht auf PL. Von heute auf morgen, hastig den Account gelöscht. An all diejenigen, mit denen ich per PNs in Kontakt stand und die nie erfahren haben, wieso ich plötzlich weg war: Es tut mir leid, dass ich mich nicht verabschiedet habe. Es tut mir leid, dass ich es euch nicht erklären konnte. Ganz besonders möchte ich mich bei Caterinaxoxo entschuldigen – auch, wenn ich glaube, dass sie mittlerweile wohl gar nicht mehr hier aktiv ist…
Was war los (und an der Stelle: Sorry für den langen Text – in 4-5 Jahren passiert halt so einiges…)
Naja, vielleicht erinnert ihr euch noch an mich und Zuckerdöschen. Vielleicht erinnert ihr euch auch an unsere Geschichte, die Kurzfassung gibt's hier nochmal. Lohnt sich vielleicht als kurzes Intro zu lesen.
Kurzes Update zum Post: Wir sind nicht mehr zusammen und haben mittlerweile auch keinen Kontakt mehr.
Wie in dem Post schon zu lesen war, war unsere Situation nicht ganz einfach. Sie ist chronisch krank (nichts direkt lebensbedrohliches, aber eben doch so, dass es eine regelmäßige medizinische Versorgung brauchte), lebte mit ihrem Partner bis dahin bereits seit ca. 10 Jahren zusammen.
Und auch ich befand mich in einer Situation, die nicht besonders gut dafür ausgelegt war, einfach mal so den Lebensmittelpunkt zu verlegen.
Ich bin verheiratet und hatte damals 2 Kinder, als wir uns kennenlernten. In meiner Ehe gab es nach Kind 1 eine Fehlgeburt, die uns schwer zugesetzt hat und in der ich die Ursache für unsere Probleme sehe, die bis heute, wenn auch deutlich milder, anhalten. Es ging in unserer Ehe plötzlich nur noch um Kind zwei. Sex gabs nur noch zu fruchtbaren Tagen und ohne wirkliche Nähe… Und danach, als Kind 2 dann endlich war und ich auf Besserung hoffte, gabs gar keinen Sex mehr – einfach, weil keine Nähe mehr da war. Ich suchte sie auch nicht mehr, so viel war zerbrochen…
Mit Zuckerdöschen hier auf PL zu schreiben, war Anfangs eine unfassbar tolle Ausflucht aus dem Alltag. Und tatsächlich half es mir auch, meiner Frau wieder näher zu kommen. Was ich damals nicht verstand: Ich kam meiner Frau wieder näher, weil ich mir eigentlich Zuckerdöschens Nähe wünschte. Sie war aber so weit weg, der Gedanke an eine Beziehung so unrealistisch. Sie in Österreich, ich in Deutschland. Sie in einer langjährigen Beziehung, ich verheiratet mit 2 Kindern. Aber unsere Nähe zueinander stachelte uns gegenseitig an, sodass wir auch wieder mit unseren Partnern intim wurden…
Und doch, je mehr wir schrieben, desto mehr verliebten wir uns ineinander.
Wo ich ihr gegenüber nicht fair war: Ich hab sie belogen. Und nicht nur einmal.
Das war scheiße, ganz klar. Aber ich wusste nicht mehr, wie ich aus der Situation herauskommen sollte. Ich hab ihr Anfangs, weil ich meine Privatsphäre schützen wollte, nicht erzählt, wie es privat um mich gestellt ist. Sie wusste von meiner Frau, dachte allerdings, es sei „nur" eine langjährige Beziehung, keine Ehe. Und: Sie wusste nichts von meinen beiden Kindern. Ich hab es ihr Anfangs verschwiegen und je länger es dauerte, desto blöder wurde es für mich.
Noch bevor wir uns unsere Liebe gestanden, fiel der ganze Scheiß natürlich auf. Sie konfrontierte mich damit und, mit der Pistole auf der Brust, gestand ich ihr, dass ich verheiratet bin und 2 Kinder habe… Sie brauchte ein wenig Zeit, was natürlich verständlich war. Trotz allem verzieh sie mir, worüber ich unfassbar dankbar war. Und das sagte ich ihr auch. Ich weiß nicht, wie ich an ihrer Stelle reagiert hätte. Und genau davor hatte ich wohl Angst. Ich hatte Angst, sie zu verlieren, und da der Gedanke daran unfassbar schmerzte, schwieg ich lieber.
Im Sommer 2018 überschlugen sich dann die Ereignisse – meine Frau erfuhr, dass sie nochmals schwanger war. Wir waren uns, wie gesagt, durch die Nähe zu Zuckerdöschen, auch wieder etwas näher gekommen und natürlich waren wir gleich dabei… Ich erzählte es Zuckerdöschen, wollte nicht den gleichen Fehler erneut machen, was für sie auch absolut in Ordnung war.
Zuckerdöschen gestand mir wenige Tage darauf ihre Liebe und ich drehte fast durch… Ich fühlte mich so unfassbar glücklich und so unfassbar gefangen zugleich. Gefangen in einem Leben, das ich nicht mehr wollte, mit einer Frau, die ich nicht mehr liebte.
Ich sagte zu Zuckerdöschen, dass ich erst mal meiner Verantwortung gerecht werden will. Ich kannte es von den ersten beiden Kindern, es ist einfach keine One-Man-Show. Vor allem dann nicht, wenn du noch 2 weitere Kinder hast. Ich wollte meiner Frau also unter die Arme greifen, zumindest die ersten 18 Monate. Danach, wollte ich mich dann trennen.
Für sie war sofort klar, auch das war ein unfassbar großer Schritt auf mich zu, dass sie den Weg der Fernbeziehung mit mir geht und danach zu mir nach Deutschland kommen wird. Und sie freute sich auf ihre Bonuskinder. Sie liebte sie irgendwann, als wären sie ihre eigenen. Ich ließ sie so gut es ging an allem teilhaben. Setzte mich für den Namen ein, den wir beiden toll fanden… Und den Hasen, den mein drittes Kind später als Kuscheltier bekam, war deshalb ein Hase, weil ich Zuckerdöschen immer Häschen nannte. Und er von Haus aus Semmelbrösel hieß – ein österreichisches Wort, als sei es ein Geschenk von ihr...
Alles, was wir erlebten, schien sich immer wie Schicksal zu fügen. Als wäre all das, was wir taten, von Gott gewollt. Ja, Blödsinn, weiß ich mittlerweile auch.
Um in der Zwischenzeit sicher zu sein, dass das zwischen Zuckerdöschen und mir mehr als nur heiße Luft war, nahmen wir uns fest vor, uns zu treffen, möglichst oft. Und, wie im Post zu lesen, lief es auch super gut. Wir harmonierten unfassbar gut zueinander.
Von Januar bis August 2018 trafen wir uns 3 Mal. Das 4 Treffen hatten wir für Januar 2019, unbegrenzt Urlaub hatten wir ja leider nicht.
Von alldem wusste meine Frau nichts. Wir wollten vermeiden, vielleicht war es auch nur mein Wunsch und Zuckerdöschen trug ihn mit, dass ich meine Frau wegen „einer Anderen" verlasse und sie den Fehler nur in „der Anderen" sieht – anstatt anzuerkennen, dass wir selbst es nicht hingekriegt hatten. Ich wollte vermeiden, dass Zuckerdöschen in ein Kriegsgebiet zieht und als der Kriegsgrund angesehen wird. Ich wollte sie schützen, unsere Beziehung schützen. Wollte nicht, dass meine Kinder sie als „die Böse, die sich zwischen Mama und Papa gedrängt hat", sehen… Ich wollte erst die saubere Trennung und dann ne neue Frau in meinem Leben haben.
Daher sagte ich meiner Frau nichts.
Zuckerdöschen hingegen versuchte sich von ihrem Freund zu trennen, was aber auch nicht so einfach war. Die Wohnungslage ist unfassbar bescheiden in Wien, ich unterstütze sie dabei so gut ich konnte, aber musste auch feststellen, dass ein Wohnungswechsel in Wien fast unmöglich ist. Sie wollte aber auch, und das schien mir auch logisch, nicht nach Deutschland kommen und hier als „Frau auf Abruf" sitzen, bis die Situation bei mir und meiner Frau geklärt war. Auch verständlich. Wir befanden uns also gefühlt in einer Zwickmühle. Sie hatte sich zwar wohl von ihrem Freund getrennt, aber da sie weiter mit ihm zusammenleben musste, war es irgendwie dann wohl doch auch nur ein Lippenbekenntnis und nur so halb offiziell, was weiß ich…
Zwischen meiner Frau und mir entwickelte es sich in die gefühlt „richtige" Richtung, wir standen kurz vor der Trennung.
Mein drittes Kind war dann fast ein Jahr alt, als das passierte, was passieren musste, Lügen haben nun mal kurze Beine.
Meine Frau fand heraus, dass es Zuckerdöschen gab. Und sie spionierte mir nicht mal nach. Ich kam betrunken nach Hause, legte mich ins Bett und schrieb Zuckerdöschen noch, dass ich sie liebe und fiel dabei in einen narkoseartigen Tiefschlaf. Meine Frau wachte durch mein Nachhausekommen auf und musste auf Toilette – und fand mich schlafend vor dem Handy – mit dem Chatverlauf noch offen…
Das war der 16. Dezember 2019.
Betrunken wie ich war, musste ich mit meiner Frau sprechen – und sie fragte mich Sachen, auf die ich selbst nüchtern keine Antworten wusste…
Ich denke im Nachhinein, dass das der Todesstoß für Zuckerdöschens und meiner Beziehung war. Ich hätte in der Nacht zu ihr stehen müssen. Hätte meiner Frau sagen sollen, dass ich Zuckerdöschen liebe und ich mich von ihr trennen werde. Dass ich sie bereits mehrfach getroffen hatte und ich mir sicher war. Aber das alles hätte Zuckerdöschen in genau die Lage gebracht, die ich vermeiden wollte. Ich wollte einfach nicht, dass auf sie Schuld abgeladen werden konnte. Dass sie Schuld am Scheitern unserer Ehe bekommen würde. Ich war konfrontiert mit 1000 Fragen und musste antworten. Ich könnte es auf den Alkohol schieben, aber der einzige Ausweg, den ich fand, war die Lüge. Mein Verhalten war einfach scheiße: Ich log meine Frau an und verleugnete damit auch Zuckerdöschen.
Ich sagte ihr, dass ich auf der Suche nach Lösungen für die Probleme unserer Ehe war (was tatsächlich zunächst einer der Hauptgründe für meine Aktivität auf PL war) und dabei jemanden kennengelernt hatte. Aber ich sagte ihr nicht, dass ich sie mehrfach getroffen hatte. Und ich versprach ihr, es zu beenden.
Noch in der Nacht schrieb ich Flo, dass er bitte meinen Account löschen soll. Zu groß war die Angst, dass meine Frau hinter alles kam.
Ich wollte vor allem Zuckerdöschen schützen, so gut ich konnte. Ich wollte nicht, dass sie herausfand, wer sie war. Und auch sie löschte ihren Account hier in der gleichen Nacht.
Ich erklärte Zuckerdöschen die Situation, dass ich in der Lüge den einzigen Ausweg fand. Dass ich sie schützen wollte.
Sie war natürlich enttäuscht. Sie hätte lieber all die Schuld auf sich genommen, wäre aber unserer Beziehung ein Stück näher gekommen…
Ich hatte keinen wirklichen Plan, wie es weitergehen sollte. Wie die Geschichte zu alldem aussehen sollte. Als ob meine Frau sich nicht erinnern würde, wenn ich mich trennen würde und kurze Zeit später wieder ne Freundin hätte, die so aussah wie die Frau damals auf dem Handy… Ich versuchte, mich und die Situation zu retten, irgendwie würde es mir schon gelingen. Ich dachte mir, wenn die Ehe erst mal rum ist, ist es sicher eine gute Geschichte, dass ich mich wieder auf PL angemeldet hätte, wieder mit ihr ins Schreiben kam und so weiter und sie deswegen dann halt irgendwann plötzlich wieder in meinem Leben war. Um dann aber nicht die Schuld zu kriegen, musste meine Frau den Eindruck haben, als sei wirklich alles aus… Das machte es für Zuckerdöschen und mich nicht leichter…
Im Januar 2020 trafen wir uns wie geplant nochmal. Es war ein schönes Treffen, wenngleich auch bedrückt durch die Gesamtsituation. Als dann kurze Zeit später die Reisebeschränkungen durch Corona aufkamen, fühlten wir uns völlig ohnmächtig. Zumal es für sie, aufgrund ihrer chronischen Erkrankung, ohnehin nicht witzig war.
Das Jahr 2020 war furchtbar. Ihr Freund war dann plötzlich nur noch im Homeoffice, sodass wir so gut wie keine Möglichkeit mehr zum Telefonieren hatten. Wir waren immer mehr mit unseren Gedanken alleine und verloren uns immer weiter… Unsere Beziehung war irgendwie auf Stand-by, so wie gefühlt der Rest des Lebens während Corona. Man hat irgendwie darauf gehofft, dass das alles endlich vorbei sein würde und man sein gewohntes Leben wieder leben könnte…
Im Dezember 2020 sagte ich Zuckerdöschen, dass ich das Gefühl habe, sie würde mir entgleiten. Als würde sie mir ihr Herz nicht mehr ausschütten, im Gegenteil, als würde sie es vor mir verschließen. Sie verneinte es.
Im Januar 2021 trennte sie sich dann doch von mir. Sie begründete es durch ihre Eltern, die sie nicht alleine lassen könne. Ihr Vater wurde unmittelbar davor schwer krank. Und die Situation mit all den Lügen um uns, um unsere Beziehung… das würde einfach nicht funktionieren.
Und doch… richtig los kamen wir nie voneinander.
Wir waren so viel mehr als nur ein Paar. Wir sahen uns immer als Seelenzwillinge und hatten auch nach der Trennung unfassbar viel Kontakt, wenn auch nur schriftlich, telefonieren ging im zweiten Coronajahr weiterhin nicht. Irgendwann wurde immer mehr offensichtlich, dass es aber nicht nur an ihrem Vater lag, sondern auch daran, dass ich ganz offensichtliche Fehler in unserer Beziehung gemacht hatte. Zwar immer mit guter Absicht, aber eben Fehler. Die Lüge mit den Kindern… Die Lüge im Dezember 2019… und schließlich eine, die mit all dem zwischen uns nichts zu tun hatte, aber die wieder mal meine unfassbar großen Verlust- und Versagensängste offenlegten… Ich gestand ihr nach der Beendigung unserer Beziehung, dass ich mein Masterstudium nicht vollständig abgeschlossen hatte. Ich schämte mich dafür in Grund und Boden, fühlte mich wie ein Versager. Ich arbeitete zu der Zeit bereits als Werksstudent bei meinem Arbeitgeber und der hatte mir bereits ein Angebot zur Übernahme nach meiner Masterarbeit vorgelegt, die ich in seiner Firma schrieb.
Ich kam mit meinem Masterstudium aber nie so vorwärts wie geplant, zwischen Hausbauen, Kinderkriegen und Arbeiten war das nebenher Studieren einfach nicht so einfach wie vorgestellt. Ich war gut im Rennen, notentechnisch, aber hatte zu dem Zeitpunkt, als ich mit der Masterarbeit anfing, noch nicht alle Prüfungen geschrieben. Mein Plan war, zwar zum Ende des Wintersemesters meine Masterarbeit abzugeben, bei meinem Arbeitgeber fest anzufangen, und im Sommersemester die letzten Prüfungen noch irgendwie abzulegen – bis ich erfuhr, dass ich keine Semester mehr übrig hatte: Ich durfte schlicht im Sommer nicht mehr studieren. Ich gab die Masterarbeit ab und wurde ohne Masterabschluss zwangsexmatrikuliert. Ich war am Boden zerstört, fühlte mich unfassbar schlecht, schämte mich, vor mir selbst, vor meinen Eltern, meiner Frau, meinen Kindern, meinem Arbeitgeber… und vor Zuckerdöschen. Ich log erneut und schwor mir, nie irgendjemandem davon zu erzählen und mit der Schmach einfach zu leben…
Zuckerdöschen erzählte mir nach der Trennung von ihren Verlust- und Versagensängsten… und ich wollte ihr eigentlich helfen, sie unterstützen. Ihr zeigen, dass so viel mehr Menschen damit kämpfen, als man glaubt. Dass aber jeder immer denkt, man sei damit alleine und sich deswegen dafür schämt. Und um sie zu unterstützen, ihr zu zeigen, dass sie nicht alleine damit ist und auch ich damit kämpfe – und um ihr auch zu zeigen, dass ich mich nach den Lügen, zumindest gegenüber ihr, geändert habe, dass ich ihr alles sage, erzählte ich ihr von meinem missglückten Abschluss – etwas, was ich mir wie gesagt geschworen hatte, mit ins Grab zu nehmen.
Zuckerdöschen zeigte sich davon unfassbar enttäuscht. Sie sagte, es wäre eine weitere Lüge, die ihr Vertrauen in uns weiter erodieren würde. Dass ich Angst hatte, ließ sie nicht gelten. Auch nicht, dass ich es ihr, anders als damals mit den Kindern, nicht erst mit der Pistole auf der Brust, sondern aus freien Stücken und ohne Not erzählt habe, ließ sie nicht gelten. Sie sagte später mal, dass das der Punkt für sie war, an dem sie spätestens wusste, dass es kein Zurück in eine gemeinsame Zukunft für sie geben würde… Ich sagte ihr, dass ich einfach die Zeit brauchte, um damit klarzukommen, und ich es ihr ja jetzt anvertraut habe, aber das zählte nicht… Letztlich trat das ein, was ich vermeiden wollte. Sie distanzierte sich – nicht wegen meines mangelnden Abschlusses, sondern, weil ich mich ihr nicht frühzeitig anvertraut hatte.
Zuckerdöschen versuchte, die Beziehung zu ihrem Freund zu retten. Und so tat ich es auch mit meiner Frau. Im Januar 2023, fast 2 Jahre nach dem Beziehungsende und fast 4 Jahre nach unserem ersten Treffen, stellten wir den Kontakt ein. Wie verloren uns in der Zeit davor immer mehr in Streitereien, wer was wann falsch gemacht und wer wann wo wen enttäuscht hat und wieso diese und jene Aktion nicht geholfen hatte und so weiter und so fort – bis wir beide so verletzt waren, dass nur noch der Abbruch blieb. Zu sehr verletzt waren unsere Herzen und konnten nicht heilen, wenn sie jeden Tag aufs Neue verletzt würden.
Seitdem ist Funkstille. Ich habs noch ein paar Mal probiert, erreiche sie aber nicht mehr.
Fuck, ich denke jeden Tag an sie. Es gibt so vieles, was mich an sie erinnert. Ich fühle mich ohne sie schlicht unvollständig. Seit fast 3 Jahren sind wir kein Paar mehr. Seit fast einem Jahr Kontaktabbruch. Aber Gott, wie soll ich je aufhören, an sie zu denken? Wie soll mein Herz je heilen?
Mit meiner Frau versuche ich, die Probleme vergangener Tage auszuräumen und muss auch sagen, dass es verhältnismäßig gut klappt. Es ist aus meiner Sicht aber einfach nicht zu vergleichen mit den Gefühlen, die ich mit Zuckerdöschen hatte. Und so etwas habe ich nie davor erlebt und werde es wohl auch nie mehr. Ich hab kaum jemanden, mit dem ich darüber reden kann. Ich versuche einfach, mit dem, was ich habe, zufrieden zu sein. Denn es gibt tausende Menschen, die sich das wünschen würden, was ich habe. Gesunde Kinder, Frau, gute Arbeit, Haus und Hund. Und es ist ja auch nicht alles Gold, was bei den anderen glänzt.
Nun, warum erzähle ich euch das alles? Warum habe ich mich wieder hier angemeldet, was ist meine Erwartung? Ich kann es nicht sagen. Ich erwarte jedenfalls kein Mitleid, bin aber auch nicht so masochistisch veranlagt, dass ich mir von euch noch eine rhetorische Tracht Prügel für meine Lügen einholen muss. Ich freue mich aber über Ratschläge, natürlich. Aber ich weiß es einfach nicht, was mich dazu veranlasst hat, euch das alles zu erzählen. Und vielleicht wollt ich, wenn ich jetzt schon wieder einen Neuanfang hier mache, ihn nicht einfach als „irgendwer" machen, sondern dazu stehen, wer ich früher hier war und ihn auch hier richtig machen und euch erzählen, wer ich bin und was ich tat. Ohne etwas zu verheimlichen. Wurde dadurch halt n bisschen länger, haha, sorry.
Für mich war es einfach wichtig, das alles aufzuschreiben. In einer Community, die ich als unfassbar positiv in Erinnerung habe. Vielleicht auch als eine Art Therapie für mich, weil ich nach wie vor einfach unfassbare Schwierigkeiten damit habe, all das hinter mir zu lassen und nach vorne zu blicken. Aber ich habs einfach vermasselt, hab den einen Menschen verloren, mit dem es hätte wirklich unfassbar gut werden können… Und versuchs jetzt eben wieder mit dem Menschen, wo vielleicht das Matching nicht bei 1000 Prozent liegt, aber eben der Weg geebnet ist… Keine Ahnung.
Wie dem auch sei: Hier bin ich wieder. Hello again.